Reingehört bei den Kilians
Kill The Kilians (VÖ: 07.09.2007)
Bad Oeynhausen (ml) Nein, dies ist kein Aufruf eine der besten deutschen Newcomer auf dem Gebiet des britischen Indie-Rock umzubringen. Dies ist einfach nur der Titel des Debütalbums der Band.Nachdem die Band direkt aus dem Proberaum ins Vorprogramm von Tomte genommen wurde, hat sie zahlreiche Konzerte gegeben. Leider bisher immer nur mit der "Fight The Start"-EP im Gepäck. Dies hat Leuten, denen die Musik auf den Konzerten gut gefallen hat, natürlich erhebliche Probleme gemacht an noch mehr zu kommen. Aber nun, nach fünf Monaten, hat man sich endlich dazu erbarmt, ein Album mit 13 sehr guten Rocknummern raus zu bringen.
Kill The Kilians bei Amazon
Homepage der Kilians
Wenn man das Album völlig unbedarft in seinen Player packt und das Intro zu "Short Life Of Margott" hört, würde man nicht vermuten, dass es sich bei diesem Album um ein Rockalbum handelt. Das Intro entstammt doch eher einem amerikanischen Gangster Rap aus den 90er Jahren. Spätestens, wenn die erste Quietschgitarre ihr Riff anfängt weiß man allerdings, dass man hier richtig ist. Dabei wirkt gerade dieses Lied so herrlich, wie hausgemachter Rock. Packen wir Strophen, Bridges und gute Riffs in ein Lied, kombinieren wir dieses mit einem geschrieenen Refrain und fertig ist die Rocknummer.
Anschließend kann "Fight The Start", genau wie auf der EP, mit seinen Bassriffs und dem gefühlvollen, basslastigen Gesang ("I lef my wallet in El Segundo"), absolut überzeugen.
"Enforce Yourself" unterstützt dann noch einmal meine Vermutung, dass diese Band Brit Rock produziert. Und sie tut es, wie nahezug keine andere hierzulande. Es klingt original, wie von der Insel. Wenn man nicht wüsste, dass die Kilians aus dem tiefsten Ruhrpott kommen, bliebe nur dies als Alternative. So britisch hat zuvor noch kein Amerikaner geklungen. Und obwohl ich gerade versuche die Kilians dem Inselrock zuzuordnen, haben sie dabei dennoch ihren eigenen Stil. Ein Vergleich mit schon bestehenden Bands fällt schwierig. Wenn, könnte man sagen, dass es sich um eine Variante von The View handelt, oder um eine moderne Variante der Beatles.
Was dann auch gleich mein Höreindruck von "Little Billi, Little Brother" bestätigen kann. Eine Mundharmonika macht hier nämlich den Anfang. Moment mal, die haben wir doch bei den Beatles schon öfter gehört und The View haben doch auch in einigen Liedern eine Mundharmonika?
"Can't Get Along" hat dann ein so schlichtes Gitarrenintro, wie es nur von den Kooks kommen könnte. Schon wieder die Insel. Selbst der Rest des Liedes erinnert etwas an die Kooks. Damit will ich der Band aber kein Plagiat unterstellen. Der instrumentale Aufbau hat dennoch was eigenes und der Rockröhrengesang des Sängers, der wahrscheinlich so kratzig wie der von Joe Cocker (die Insel, schon wieder!) sein könnte, trägt sein übriges zur Eigenheit des Liedes bei. Wie viel Whiskey muss man trinken, wie viele Zigaretten muss man rauchen und wie viel Reibeisen muss man schlucken, um so eine Stimme hinzukriegen?
Aber auch die Abwechslung kommt nicht zu kurz. Es gibt nicht nur pure Rocknummern auf dem Album. Auch der Pop kommt nicht zu kurz, auch wenn der natürlich sehr rockig ist. "When Will I Ever Get Home" klingt so, als ob es gerade aus der Feder von ein paar Pop-Punkern stammt. Absolut radiotauglich, mit Harmonien, die das gesamte Lied so schön vertraut machen. Der Refrain ist ein richtiger Mitsingrefrain mit hymnischen Charakter ("Now, we got nothing in common today...").
Sehr schnell, aber weiter poppig fängt "Sunday" an. Also selbst um eine gut ausgesuchte Albumzusammenstellung hat man sich Gedanken gemacht. Packen wir die rockigen, basslastigen Stücke an den Anfang. Die schnellen, nicht mehr ganz so basslastigen, Rock-Pop-Nummern, zu denen jeder tanzen kann, sind dann im Mittelteil.
Bedächtig, langsam, ruhig und leise geht es mit "Fool To Fool" weiter. Dazu reicht der Band eine akustische Gitarre, der Gesang und eine Halbakustik, die die Melodie des Gesangs wiederholt. Damit die anderen Bandmitglieder auch noch etwas zu tun haben, kommen ab der Mitte ein sehr dezent gespielter Bass und ein sehr dezent gespieltes Schlagzeug mit hinzu. Und fertig ist die Ballade.
Ein schnell gespieltes Schlagzeug und eine verzerrte E-Gitarre sagen dem aufmerksamen Hörer dann wieder, dass nun wieder ein lautes rockiges Stück kommt. Ein "Jealous Lover" muss aber auch laut sein, oder ist es zumindest meistens. Seine Freundin könnte ja fremd gehen. Da dreht man dann schonmal präventiv die Lautstärke der Instrumente auf.
"Something To Arrive" dürfte dann wieder von der EP bekannt sein. Handgemachter Gitarrenrock der feineren Art. Der Gesang wirkt träumerisch, was aber auch den Text unterstützt ("I got something on my mind.").
Reaggea oder Ska könnte man denken, wenn man den Anfang zu "Inside Outside" hört. Und man wird zumindest vom instrumentalischen nicht enttäuscht. Auch wenn der Gesang nachdenklich stimmt und nicht ganz zu Ska passt, beweist es, was für eine Abwechslung in dem Album steckt ohne dabei ein Ziel zu verfehlen.
Rockig, poppig, schnell, aber auch wieder etwas träumerisch ist Dizzy. Treffend hier die Textzeile: "When I'm with you, I'm just dizzy."
Den Abschluss eines gelungenen Albums bildet "P.L.E.A.S.U.R.E.". Dieses Lied ist noch einmal sehr unkonventioneller Rock'n'Roll. Etwas experimentell im Mix aus Gitarrenriffs, Strophe und Refrain und auch das E-Gitarren-Solo bricht Tabus. Wenn mal eine schräge Note dabei ist, so ist dies Kunst und nicht musikalischen falsch.
"Kill The Kilians" besticht durch die Bank durch seinen handgemachten, abwechslungsreichen Rock'n'Roll. Stilistisch ist es dem nordischen Britrock zuzuordnen. In jedem Fall ist es hörens- und empfehlenswert. Mit den Kilians ist wieder mal eine junge Band da, die die deutsche Musikszene ordentlich aufmischen kann. Dies wird nicht zuletzt durch die bisherigen Erfolge unterschrieben.