Reingehört
The Toulouse
Bad Oeynhausen (ml) Nachdem die Anspieltipps in letzter Zeit eher stiefmütterlich behandelt wurden, da wir wegen zahlreicher Urlaube, Festivals und Klausurenphasen nun schon seit Juni mit halber Besetzung fahren, kommt nun endlich mal wieder eine Rezension.In dieser geht es um "The Toulouse", eine Indie-Rockband aus unserer Hauptstadt, die sich mit ihren Konzerten schon in die Vorprogramme von Maximo Park, The Fratellis und unseren Lieblingen von den Kilians spielen konnte.
Foto: Sebastian Heise
Homepage von The Toulouse
"Spit On The Bar" ist ihre Erstlings-EP und schnell wird klar, dass hier keine kleinen, sondern eher große Brötchen gebacken werden mit einem Stil, der sich nur schwer einordnen lässt.
Brit? Ja. Aber zu laut, um Indie-Pop zu sein und zu straight, um Indie-Rock zu sein. Hier hat man wohl eher einen eigenen Mix erfunden. Und dieser überzeugt nunmal, weil er schnell, gut zum mitsingen geeignet und tanzbar ist.
Mit dem, zur EP gleichnamigen Song "Spit On The Bar" beginnt diese dann auch. Mit experimentellen Gitarrenelementen wird nicht gegeizt. Der Beat ist eingängig. Für ein dreiminütiges Lied okay. Mehrere Male direkt hintereinander kann man es jedoch nicht hören. So simpel, wie die Bassparts gestaltet sind, ist auch der Text. Mit diesem Lied möchte man und schafft es höchstwahrscheinlich auch, eine Tanzfläche füllen und die Leute in Bewegung bringen. Nicht mehr, nicht weniger. Und zum Abschluss ein E-Gitarren-Solo.
Auch eingängig ist "Baby, Baby, Baby", dessen schlichter Refrain zum Mitsingen einläd. Die nächste "big mission" steht an. Gut produziertes Lied, mit schön eingesetzten Call&Response-Parts und rockigen Chören. Auch der Liedaufbau ist sehr gut gelungen, mit einer Hintergrundmusik, die sich über die Strophe hinweg steigert und dann im Refrain explodiert.
"Give All My Love Back" beweist auf dem Album zum dritten Mal, dass sich The Toulouse nicht in eine richtige Sparte packen lassen wollen und schon gar nicht mit anderen Bands verglichen werden wollen. Man entwickelt durchweg seinen eigenen Stil, der schnell, progressiv und ausdrucksstark ist. Für die einen ist es Indie-Rock, für andere könnte es sogar ne weiche Variante des Rockabillys sein. Alles ist möglich, nur eine richtige Spartenzuordnung nicht.
Mit "Hell" hat man dann sogar auf die EP ein Stadionrocklied gebannt. Mit Keyboards und Synthesizern kann man es als solches bezeichnen. Der Rock rückt damit nicht in den Hintergrund, aber Vergleiche mit Bands, wie Bon Jovi, gesangs- und elektrotechnisch dann auch Muse, stellen sich hier an und wollen auch gerne genannt werden. Dazu noch ein Aufbau, wie man ihn nur bei solchen Bands gewohnt ist. Liebe Musiker von The Toulouse: Mehr solcher Lieder und ihr seid meine neuen Lieblinge.
Um diesen Abwechslungsreichtum von Indie-Clubrock zu Stadionrock zu unterstreichen, fällt in die Stadionsparte auch noch der EP-Abschluss "Don't Lay Your Love Down On Me". Dieses Lied bildet zudem einen sehr ruhigen Abschluss. Überhaupt nicht laut und meiner Meinung nach, sogar gut geeignet für Serien, wie OC California, oder Scrubs, die ja lauter Indie-Pop-Songs mit einbinden.
The Toulouse haben mit ihrer EP "Spit On The Bar" ein wirklich beeindruckendes Demowerk heraus gebracht. Dass sie Supports von Maximo Park, The Fratellis oder auch den Kilians waren, gibt ihnen in allen Belangen nur recht, eine gute Band zu sein. Nicht zu vernachlässigen ist der Standortvorteil Berlin, der aus einer derzeit noch weitgehend unbekannten Band mit großem Potential in den nächsten Jahren eine bekannte Band machen kann.