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Popsalon 2023

Gut besuchtes Festival mit vielen Newcomern

Osnabrück (ml)    Am letzten Wochenende fand in Osnabrück das elfte Popsalon-Festival statt. Dieses Festival steht für eine Mischung aus wenigen großen Zugpferden und vielen kleineren Newcomern verteilt über mehrere Clubs, die sich rund um die Innenstadt an der Hase verteilen. Aus organisatorischen Gründen eines vorweg: Leider konnten ich dieses Mal nur von zwei der drei Tage vom Popsalon Festival berichten.

Maxim eröffnete das Popsalon Festival Osnabrück im Rosenhof. Foto: Marcel Linke

Der bekannteste Musiker in diesem Jahr dürfte Maxim sein. Bekannt ist er vor allem durch "Meine Soldaten", ein Song den er zusammen mit
Fotos zum Festival-Freitag
Fotos zum Festival-Donnerstag
Homepage des Popsalon
Judith Holofernes von Wir sind Helden geschrieben hat. Maxim eröffnet das Festival im Rosenhof. Bislang habe ich mich noch nicht eingehend mit Maxim beschäftigen können. "Meine Soldaten", ist klar. Als Mensch, der Wir sind Helden mag, sollte man diesen Song mal gehört haben. Angetan war ich davon nicht, vielleicht weil ich was anderes erhofft habe, vielleicht war mir das auch einfach zu ruhig. Und seitdem habe ich mich mit Maxim dann auch nicht mehr weiter beschäftigt. Bis jetzt! Und hier hat mich der gebürtige Siegburger dann ziemlich überrascht. Die rauhe Stimme, die ein wenig an Gisbert zu Knyphausen erinnert mit einem seichten Soul-Pop-Sound der etwas an das frühe Schaffenswerk von Clueso erinnert, ergeben das, was Maxim da zum Besten gibt. Und das ist ziemlich gut und definitiv ein Reinhören und auch Aufs-Konzert-Gehen wert. Dennoch behält Maxim seinen eigenen Stil. Gefühlvoller Gesang, sein Gitarrenspiel dazu und eine Band, die einen schönen Soundteppich dazu hinterlegt. Für Maxim hätte es tatsächlich ruhig noch ein wenig voller im Rosenhof sein können. Vielleicht lag das aber auch am Tag, das Festival startet schon am Donnerstag, und an der Uhrzeit. Pünktlich um 8 Uhr ging es los.

Weiter ging es zu Moon Hooch in die Lagerhalle. Hier hat mich die Beschreibung im Programmheft hingezogen. Eine New Yorker Straßenmusik-Combo, die in New York vom NYPD entdeckt worden sind, weil deren Konzerte so viele Leute angezogen haben, dass sie aufgelöst werden mussten. Klingt von der Geschichte her interessant, ist es musikalisch tatsächlich auch. Vieles kommt bei Moon Hooch tatsächlich von Band und lässt sich elektronisch minimalistischer Musik zuordnen. Das wäre allein noch nicht einzigartig. Einzigartig ist die Mischung mit Saxofonen und Oboe, die von den beiden Frontmännern auf der Bühne zusätzlich gespielt werden. Zurecht ist es vor der Bühne bei der Combo voll. Alle tanzen!

Der Freitag startet für mich in der neuen Kleinen Freiheit. Wie schon am alten Standort steht auch hier der Bus vor dem Club. Auch den Beach-Bereich hat man hier aufgebaut. Erwartungsvoll gehe ich in das Gebäude. Drinnen begrüßt mich ein Raum, der von den Maßen her gefühlt etwas kleiner als die alte Kleine Freiheit ist, etwas höher und durch fehlende Fenster leider nicht ganz den alten Wohnzimmercharme versprüht, dafür aber ein ziemlich schicker Konzertschuppen geworden ist. Erstaunlicherweise gefällt mir das sogar besser als die alten Räumlichkeiten der Kleinen Freiheit.
Heute Abend beginnen hier Bloodhype. Indie-Rock aus Berlin. Ich muss sagen, dass ich lange keinen reinrassigen Indie-Rock mehr live gesehen habe. Bloodhype bringen jedoch gerade diesen reinrassigen Indie-Rock, der im Kern halt immer sehr britisch klingen sollte, auf den Punkt. Was waren das noch für Zeiten, als damals auf den Jugendsendern der ARD, zum Beispiel 1LIVE, NJoy, DasDing und so weiter regelmäßig Bands, wie Maximo Park, The Killers, Bloc Party, Franz Ferdinand oder die Kaiser Chiefs gespielt wurden. Geschmäcker über Generationen hinweg ändern sich. Umso schöner ist es allerdings, dass es mit Bloodhype nun eine neue Indie-Rockband gibt, mit Musikern, die zwar nicht mehr blutjung sind, vorher aber in der Musikindustrie so viel Erfahrung sammeln konnten - mit Erik Laser an der Gitarre ist ein hochrangiger Warner Music-Mitarbeiter an Bord - dass sie sich einerseits nicht direkt verheizen lassen und andererseits wissen, was gute Musik ausmacht. Die Erfahrung hört und sieht man live auch. Ein wenig erinnert der Auftritt von Sänger Elmar Weyland an The Killers-Frontmann Brandon Flowers. Insgesamt klingt die Musik stilistisch auch nach den großen britischen und amerikanischen, aber dennoch britisch klingenden, Vorbildern des Indie-Rock. Mir gefällt es so gut, dass Bloodhype für mich der Favorit des Festivals und vermutlich jetzt schon meine persönliche Neuentdeckung 2023 sind.

Ruhigere Töne schlagen Lena & Linus im Haus der Jugend an. Das junge Singer- und Songwriter-Duo füllt den Saal ganz gut. Melancholische Songs mit Akkustikgitarre von Linus zur markanten Stimme von Lena ziehen das Publikum in ihren Bann. Viele ihrer Lieder handeln dabei von den Themen Liebe und Trennung. Es ist ein kurzer Gig, aber einen Eindruck der beiden zu bekommen. Im September gehen Lena & Linus auf eigene Tour. Das kann man sich durchaus nochmal anschauen.

Die letzte Combo, die ich mir anschaue sind Teuterekordz in der Lagerhalle bevor es nach Hause geht. Tatsächlich weiß ich nicht, was mich erwartet. Ich habe mir vorher dieses Mal keine Band angehört sondern ließ mich einfach von den Teaser-Texten im Festivalheft leiten und auch von den Namen. Teuterekordz klingt namentlich interessant. Ganz ehrlich: So richtig der Fall ist das Konzert für mich dann doch nicht. Ich habe bei dem Namen irgendwie etwas Audiolith-mäßiges erwartet. Bekommen habe ich Asi-Hip-Hop in dessen Texte ich mich wohl nochmal in Ruhe rein hören muss. Beim zweiten Hören könnte hier nämlich noch durchaus das Potential für mich drin sein, eine K.I.Z.-ähnliche Band zu hören. Denn neben den Asi-Texten gibt es von Teuterekordz auch Texte mit wichtigen politischen Botschaften. Genauso kennen wir das von K.I.Z. auch.

Auch dieses Jahr war das Popsalon Festival wieder eine wichtige Station im Kalender des Musikjahres. Es waren einige Sachen dabei von denen man ausgehen kann, dass sie in den kommenden Jahren noch häufiger zu hören sein werden. Auch wenn ich am dritten Tag nicht mehr dabei sein kann und hier eigentlich so meine Publikumslieblinge mit The Robocop Kraus, Betterov und Acht Eimer Hühnerherzen spielen, sind es vor allem die Newcomer, weswegen ich das Festival besuche. Denn schon in der Vergangenheit lag das Popsalon mit seinen Buchungen oft richtig. Und im Jahr 2023 stellt man sich mit mehreren Talks von Mitarbeitern der Musikindustrie, die es am Samstag in der Osnabrückhalle gab, noch mehr als Musikmesse auf, als es in der Vergangenheit der Fall war. Mit dem Popsalon Festival hat die Stadt an der Hase ein Pendant dazu geschaffen, was das Reeperbahn Festival für Hamburg ist oder die c/o pop für Köln.

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