The Kills in München
Nicht so wie bei Hince und Kunz
München (m2w) Kratzen, Spucken, Schreien: Wie ein eingesperrter Tiger läuft Alison Mosshart singend von links nach rechts, vorne nach hinten über die Bühne. Während Jamie Hince schwitzend an seinen Gitarrensaiten zerrt und höchstens einen kleinen Ausfallschritt zur Seite wagt, packt sie das Publikum der Münchener Tonhalle mit ihrer Dynamik von der ersten Sekunde an.Fotos zum Konzert Homepage von The Kills |
Doch zuerst spielen Weekend aus Kalifornien das Publikum für The Kills warm - oder versuchen es besser gesagt. Denn die drei Musiker konnten mit ihrem Lo-fi-Shoegaze-Sound die Zuschauer kaum mitreißen. In Nebel gehüllt auf der spärlich beleuchteten Bühne schrammelte sich das Trio selbst in eine Art Rausch, bearbeitete oft kniend ihre Regler und versetzte den einen oder anderen mit ihren ewig langen Stücken in eine Art Halbschlaf. Zu hören gab es Songs ihres Debüts Sports von 2010 und den EPs All-American aus demselben Jahr sowie Red von 2011. Nach knapp 30 Minuten war Schluss und das Publikum konnte sich endlich ohne lästige Hintergrundgeräusche - auf The Kills freuen.
Um ca. 21.15 Uhr war es dann soweit. Nach einigen Küsschen links und rechts neben der Bühne - was Kate Moss wohl dazu sagt - stürmten Alison Mosshart und Jamie Hince die Bühne. "Good evening" begrüßt er das Publikum, zwei der wenigen Worte, die er an diesem Abend dem Publikum gönnen wird. Denn The Kills sind nicht gekommen um zu quatschen, sondern um Rock'n'Roll zu spielen. So überflüssig wie zusätzliche Musiker auf der Bühne, sind für Hince und Mosshart eben auch Ansagen. Punkt.
Vier Drummer begleiten das Duo auf der Bühne
Schon beim ersten Brummen vom Opener No Wow, das jedes Mal aufs Neue für Gänsehautfeeling sorgt, haben The Kills das Publikum für sich eingenommen. Während Hince die Töne tight in seine Gitarre hackt, die meiste Zeit cool vor seinem Mikro stehen bleibt und sich nicht mehr als nötig bewegt, hetzt Alison dagegen wild über die Bühne. Ihre neue pinke Frisur schüttelnd, so dass es an diesem Abend einem Lottogewinn gleicht einen Blick auf ihr Gesicht zu erhaschen. Es folgen das unglaubliche eingängige Future Starts Slow und Heart Is A Beating Drum. Drei Songs die auf der Bühne von vier Schlagzeugern begleitet werden: Alle in schwarz gekleidet mit roten Tüchern vorm Mund trommeln sie die Beats in einer Art Choreographie auf ihre Drums ein. Optisch ein absolutes Highlight. Der Leoparden-Banner als Bühnenkulisse tut dabei sein übriges.
Alison heizt dem Publikum alleine ein
Doch für die folgenden Lieder greifen Hince und Mosshart dann doch hauptsächlich wieder auf ihren alt bewährten Drum-Computer zurück. Denn wer The Kills live gesehen hat, weiß, dass die beiden es nicht nur musikalisch verstehen den Raum zu füllen, ihre Austrahlung und Bühnenpräsenz ist beeindruckend. Doch lebte ihre Performance und ihr Zusammenspiel früher vom Flirt der beiden Bandmitglieder, heizt Alison das Publikum jetzt allein an. Egal ob bei DNA, Satellite, Baby Says, Tape Song, Kissy Kissy, Black Ballon oder Pots and Pans, bei dem Alison am Keybord in die Tasten haut, reißt sie das Publikum mit. Nach knapp einer Stunde verlassen The Kills dann zum ersten Mal die Bühne, um kurze Zeit später noch einmal für vier Zugaben zurückzukommen. Fuck The People und The Last Goodbye bilden den Abschluss des Konzerts. Eine letzte Umarmung, eine Verbeugung und Alison und Jamie verabschieden sich vom Münchener Publikum.