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Rheinkultur 2011

Rheinkultur erfolgreich, wie nie

Bonn (ml)    Nach dem Unwetter im letzten Jahr blieb es lange Zeit ungewiss, ob es 2011 wieder eine Rheinkultur geben wird. Am vergangenen Wochenende ging diese nun über die Bühne und war mit 160.000 Besuchern so erfolgreich, wie lange nicht mehr.

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Die Rheinkultur hat sich über die Jahre hinweg zu einem riesigen Festivalmonster entwickelt. Wenn Rheinkultur ist, herrscht in gesamt Bonn Ausnahmezustand. Das hat man vielleicht nicht unbedingt als Autofahrer auf den Straßen gemerkt. Es gibt halt am Samstag einfach keinen berufsbedingten Verkehr und die meisten Besucher des größten Umsonst & Draußen-Festivals der Welt kommen auch nicht mit dem Individualverkehr sondern mit den öffentlichen Verkehrsmitteln.
Hier merkt man aber sehr schnell, wenn 160.000 Menschen sich auf den Weg in die Bonner Rheinauen machen. Auf bestimmten Bahnlinien inner- und außerhalb der Stadt ging gar nichts mehr.
Schon am frühen Mittag zeichnete sich damit ab, wie erfolgreich die Rheinkultur im Jahr 2011 ablaufen sollte. Aber wo viele Menschen sind, gibt es auch viele Probleme.

Noch während auf der Bühne die einheimischen Bands aus Bonn und dem näheren Umland spielen dürfen sind die Haupteingänge zum Festivalgelände verstopft. Davon gibt es allerdings sehr viele und gerade wer Glück hat, kam an einem der kleineren Eingänge schnell durch.


6 Circle Pits und das trotz Verbot

Itchy Poopzkid (Fotos) sind eine der ersten bekannten Bands, die auf der roten Bühne der Rheinkultur spielen. Diese Bühne ist nicht wirklich kleiner als die Hauptbühne, neutral die blaue Bühne genannt, allerdings ist der Platz für die Zuschauer vor ihr nicht so groß und das Medieninteresse konzentriert sich auch auf die blaue Bühne, an der in diesem Jahr wieder der WDR Rockpalast Konzerte aufzeichnet. Die rote Bühne wird von bunch.tv mit Kameras bestückt und aufgezeichnet.
Die Jungs, die sich dem Punkrock gewidmet haben und das auch völlig offen durch Stil und Kleidung ("Hot Water Music"-Shirts) zeigen wundert eigentlich gar nichts mehr. Dieses Mal allerdings schon. So merkt Sänger Sibbi an: "Also wir machen das ja jetzt einige Jahre, aber 6 parallele Circle Pits hab ich noch nicht gesehen und das trotz Verbot." Mit dem Verbot meint er das Crowdsurfing und Violent-Dancing-Verbot, auf welches an jeder Bühne hingewiesen wird. Er warnt schon vor, wenn es zu heftig wird, kriegt die Band eine orange Karte. Nach der orangen Karte kommt ein blaues Licht. Das will die Band nicht sehen. Geistesgegenwärtig hat zumindest ihr Lichtmischer Humor bewiesen und das nächste Lied komplett in blaues Bühnenlicht getaucht.

Etwas weniger spektakulär gestaltete sich der Auftritt der Schweden Friska Viljor (Fotos) auf der blauen Bühne. Diese haben Deutschland wohl zu ihrer zweiten Heimat erklärt und sind mittlerweile so regelmäßig hier auf Tour, wie sonst nur deutschsprachige Rockmusiker.
Die Spaßmusiker, die sich nach einer nächtlichen Kneipentour durch Stockholm auf einmal im Aufnahmestudio wieder fanden, spielen am heutigen Nachmittag eine sehr gemischte Setlist über alle vier Alben. Im März veröffentlichten sie zwar erst "The Beginning Of The Beginning Of The End", dennoch spielen sie, obwohl es bei vielen Bands auf Festivals nicht unüblich ist, nicht allzu viel von diesem Album und legen lieber Wert auf Klassiker, wie "On And On".


WDR schießt größtes Festivalpanorama

Zu Jupiter Jones (Fotos) wurde auch dem lezten klar, wie voll die diesjährige Rheinkultur ist. So voll, dass kurz vorher Meldungen heraus gegeben werden mussten, um alle Kurzentschlossenen von einer weiteren Anreise, abzuhalten. Ein Einlass konnte bereits zu diesem Zeitpunkt nicht mehr garantiert werden, da sich 160.000 Besucher auf dem Gelände befanden.
Handynetze waren alle zusammen gebrochen, vor den Bühnen wurde es enger und Laufwege wurden länger. Kein Problem für Jupiter Jones. Diese sind so routiniert, dass sie auch bei großen Menschenmassen keine Probleme haben ein gutes Konzert hinzulegen. Für die Rheinkultur haben sich Jupiter Jones als wahrer Glücksgriff erwiesen. Bis vor kurzem waren sie noch ein Geheimtipp. Jetzt stürmt ihre Single "Still" die Airplaycharts. Leider, weil es wohl keinen Weg zurück in kleine Clubs gibt und trotzdem gönnt man dieser Band den Erfolg. Eine Band, die weiterhin am Boden bleibt und durch und durch sympathisch ist.
Die vielen Besucher sind auch für den WDR gut. Im Rahmen des Festivals wurde das größte Festivalpanorama (Link) geschossen. Durch so viele Besucher wirkt es noch spektakulärer.
Man merkt dennoch an, dass viele Besucher nur etwas mit "Still" anfangen können. Schließlich kommt bei Songs, wie "Wir sind ja schließlich nicht Metallica" und "Das Jahr in dem ich schlief" nicht die Stimmung auf, die sonst auf Einzelkonzerten der Band aufkommt. Schließlich leert sich nach "Still" der Platz vor der blauen Bühne auch spürbar.
Fans der Band sind dennoch da, wie Nicholas Müller, Sänger der Band, und gebürtig in der Eifel feststellt. Für ihn ist es nicht das erste Mal auf der Rheinkultur. Zuvor war er schon als Besucher da. Da muss natürlich auch gefragt werden, wie viele Besucher aus der Eifel denn hier sind. "Wenn ihr alle aus der Eifel seid, liebe Freunde, dann ist die Eifel leer. Eure Häuser werden ausgeraubt, eure Autos werden geklaut, euer Bier wird weg getrunken. Aber es ist schön, dass ihr das für uns opfert."


Ausschreitungen an der Mixery Raw Deluxe Stage

Auch Royal Republic (Fotos) spielen ein energiegeladenes Set. Generell ist die rote Bühne dieses Jahr ohnehin lauter und rockiger bestückt als die blaue Bühne. Songs, wie "Tommy Gun" oder "Underwear" regen nicht zur zum Tanzen sondern auch zum angeregten Pogen an. Glück gehabt. Es gab keine orange Karte und kein blaues Licht.

Zusammen mit Royal Republic ziehen Blumentopf (Fotos) die größten Massen des Festivals an. Diese bekommen auch nicht mit, was sich gerade vor der Mixery Raw Deluxe Stage, der Hip Hop Bühne abspielt. Hier kommt es nach Ausschreitungen zweier rivalisierender Fangruppen zur Absage des Auftritts des Rappers Haftbefehl. Daraufhin wurde die Bühne gestürmt, die Polizei musste den Platz räumen und das Programm an der Mixery Raw Deluxe Stage konnte nicht mehr fortgesetzt werden. Bei Blumentopf und auch bei Royal Republic hat man davon nichts mitbekommen. Mit Blumentopf stehen die besten Hip Hopper des Festivals sowieso auf einer der Hauptbühnen. Sie legen mit "Smells Like Teamspirit" auch gleich mit Vollgas los. Der Höhepunkt ihres Sets dürfte wohl das Medley "Rendezvous Was der Handel Fuck The System Fensterplatz" sein.

Auch Die Apokalyptischen Reiter (Fotos), Co-Headliner auf der roten Bühne, kennen kein gewalttätiges Publikum. Auch wenn ihr Publikum sehr böse und furchteinflößend aussieht, sie sind friedlich. Mit zahlreichen Fans aus der Langhaarfraktion ist die Metal-Band jedoch auch der absolute Kontrastpunkt des Festivals auf den beiden Hauptbühnen. Hier wurde sonst den gesamten Tag eher Musik aus den Bereichen Indie, Punk und Pop gespielt. Metal sieht man da nicht allzu oft. Und so findet auch zu den apokalyptischen Reitern und nach den apokalyptischen Reitern ein regelrechter Besuchertausch statt. Eines muss man der Band, die sich musikalisch nicht ins Bild anpassen möchte, allerdings lassen. Sie haben am kompletten Abend durch ihre Outfits, Kostüme und Bewegung auf der Bühne sicherlich den Preis für die atmosphärischste Show verdient.

Auf der blauen Bühne spielen zeitgleich Razorlight (Fotos). Diese gehen 180 Grad in die andere Richtu

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