Slut beim Popsalon
Verhaltener Start aber gutes Ende
Osnabrück (ml) Der dritte Tag beim Popsalon-Festival in Osnabrück ist schon längst angebrochen. Slut spielen heute in der Lagerhalle und setzen neben Clickclickdecker im Glanz & Gloria und Who made Who, die auch in der Lagerhalle sind eines der Highlights am Abend.Fotos zum Konzert
Homepage von Slut
Das Set von Slut vor einem gefüllten, aber nicht vollem Saal, startet etwas zurück haltend. Slut schlagen ihre leisen Töne an, ihre kunstvoll aufgebauten Songs, die stilistisch etwas an Interpol erinnern.
Es ist der erste von fünf Festivalauftritten im Jahr 2011, wie Sänger Christian Neuburger erklärt.
"Staggered And Torn" sowie "Homesick" bereiten den Weg zum ersten vorläufigen Höhepunkt des Sets: "Die Moritat von Mackie Messer", die Interpretation eines Liedes der Dreigroschenoper. Dieses doch legendäre Werk deutscher Vorkriegskultur haben Slut 2006 in ihrer Heimat am Ingolstädter Theater musikalisch begleitet. 13 Songs sollten später als Album veröffentlicht, dies scheiterte jedoch am Widerspruch der Nachlassverwalter des Komponisten Kurt Weill, der dem Stück von Bertolt Brecht die musikalische Abrundung verlieht.
"Die Moritat von Mackie Messer" sollte an diesem Abend auch das einzige deutschsprachige Lied bleiben. Bekannter sind Slut mit ihren englischsprachigen Liedern. So auch "Easy To Love". Der eingängige Song mit dem einprägsamen Refrain verhalt der Band im Jahr 2002 zu einem damaligen Durchbruch und wurde rauf und runter im Radio gespielt.
Andere Lieder erreichten nicht diesen Erfolg und so ist Slut heute eher einem Szenepublikum bekannt. Ein Szenepublikum, welches sich auch heute eingefunden hat und lieber den Liedern lauscht als großartig selbst aktiv zu werden. Hier und da tanzen die Leute. Es singt jedoch niemand mit und auch nur sehr selten sind vereinzelt Klatscher zu den Liedern zu hören. Applaus bekommt die Band jedoch trotzdem.
Was vorne geboten wird ist schon fast E-Musik, E-Musik, die ein junges Publikum ansprechen soll. "If I Had A Heard" rundet den Hauptteil des Konzertes ab.
Aber da Slut an diesem Abend fast Headliner sind lassen sie sich auch eine Zugabe nicht nehmen. Christian Neuburger eröffnet diese am Piano mit "Wednesday". Und obwohl diese leise beginnt steigert sich die Lautstärke und die verzerrten E-Gitarren nochmal durch den kompletten Zugabenteil und das Konzert endet mit einem richtigen Rocksong der Band "Cloudy Day".
Seit "Easy To Love" ist es sehr ruhig geworden um Slut. Die Dreigroschenoper brachte Slut vorübergehend zurück ins Rampenlicht. Mit ihrem Konzert haben sie auch eindeutig bewiesen, dass sie sich von den alten Rocknummern entfernt haben. Die jetzige Musik und die jetzigen Konzerte der Band kommen sehr kunstvoll über die Bühne. Zusammen mit einer Lichtshow, die aus einer minimalistischen Lichteinrichtung ein Gesamtkunstwerk macht sind heutige Slut-Shows sehr atmosphärisch.
Wer auf Slut-Konzerten feiern möchte ist hier definitiv falsch. Wer die Musik von Slut allerdings als Kunst und Kultur versteht wird hier ganz auf seine Kosten kommen. E-Musik muss nicht immer aus dem klassischen Bereich kommen.