„Das Konzert war spitze, aber Lederhosen sind nicht mehr zeitgemäß“
Die Donots in Bielefeld
Bielefeld (bf) Es ist Wochenende. Um genau zu sein ist es Sonntag, der 25.04., der Ingo Knollmann und seine Bandkollegen der Donots ins Forum lockt. Die Fans dürfen von Glück sprechen, dass das Konzert stattfindet, denn nur einen Tag zuvor musste das Konzert in Stuttgart kurzfristig verschoben werden, da Guido Knollmann einen allergischen Schock hatte. Das hat ihm den zurzeit wohl schönsten Spitznamen „Allerguido“ eingebracht. Doch davon später mehr.Bilder vom Konzert
Homepage von den Donots
Homepage von The Royal Republic
Das schwedische Quartett Royal Republic eröffnet den Abend und findet pünktlich um 21 Uhr ihren Weg auf die Bühne. Nach einem kurzen „hello“ legen die vier Herren auch schon los, um dem Bielefelder Publikum ordentlich einzuheizen. Doch das zeigt sich zunächst von der bequemen Seite, mehr als ein leichtes nicken mit dem Kopf und ein wenig Klatschen ist zu diesem Zeitpunkt nicht möglich. Das kann die Band natürlich nicht auf sich sitzen lassen und so zeigt sich insbesondere Sänger Adam als wahre Rampensau und so gibt es Rockstarposen und headbangen ohne Ende. Das fordert in erster Linie die Schweißdrüsen der Bandmitglieder raus, kein Problem, denn Handtücher liegen griffbereit. Als diese dann allerdings vom Sänger und vom Bassisten in Richtung des Drummers geworfen werden, ist dieser über den „Streich“ natürlich wenig erfreut. Er befreit sich aus einem Berg von Handtüchern und schon geht die Show weiter. Ein nettes Wortspiel haben sich Royal Republic überlegt, indem sie sich selber kurz One Republic taufen, ein kurzer Querverweis, denn One Republic haben einen Tag zuvor im Bielefelder Ringlokschuppen gespielt. Doch außer einen Teil des Bandnamens haben die Bands nichts miteinander gemeinsam. Während One Republic eher dafür zuständig ist, die Welt mit mittelklassigen Midtempo Nummern zu versorgen ist die Musik von Royal Republic deutlich härter, schneller und druckvoller. Lied an Lied reiht sich und langsam aber sicher wird auch das Auditorium bewegungsfreudiger. Bis zur Mitte des Sets hat die Band schließlich einen Großteil des Publikums auf ihrer Seite. Und das ist am heutigen Abend gar nicht so einfach, denn ca. 600 Leute haben sich heute hier eingefunden. Damit so viele Menschen überhaupt Platz finden, wurde der Raucherraum kurzerhand für heute aufgelöst. Nach etwa 30 Minuten haben die Schweden ihr Set beendet und gehen schweißgebadet von der Bühne. Doch sie haben ihren Job sehr gut gemacht, denn die Besucher des Forums sind auch ordentlich ins Schwitzen gekommen.
Es folgt eine 30 minütige Wartezeit, im Volksmund auch Umbaupause genannt, ehe die Donots um 22 Uhr die Bühne entern. Die Erwartungshaltung ist groß, denn mit dem ersten Lied verwandelt sich das Publikum in der Regel in eine tanzwütige Masse. Das ist am heutigen Abend leider nicht der Fall, was sicherlich an der Setlist liegt. Zur Einstimmung auf das aktuelle Album „The Long Way Home“ gibt es direkt am Anfang die ersten beiden Lieder des Albums. „Changes“ geht zwar bereits gut nach vorne, kann das Publikum aber noch nicht komplett mitreißen, wie man es von anderen Konzerten kennt. Das ändert sich schlagartig als mit dem zweiten Lied die Single „Calling“ angestimmt wird. Hier zeigt sich das Publikum nicht nur extrem bewegungsfreudig sondern auch sehr textsicher. Fans, denen das aktuelle Album nicht besonders liegt, kommen daraufhin mit „Oh Yeah“ voll auf ihre Kosten. Hier bitte nochmal eine Extraportion rumspringen und durchdrehen bitte!
Bevor Sänger Ingo Knollmann das Mikrofon an seinen Bruder Guido abgeben muss, erzählt er uns, dass Guido gestern einen allergischen Schock hatte und deshalb bandintern „Allerguido“ genannt wird. Unter Brüdern sind kleine Seitenknuffe erlaubt, denn Guido nimmt es mit Humor. Das kann er auch, denn vergleicht man sein Aussehen heute, mit seinem Aussehen am Vortag, so sieht er doch schon wieder fast „normal“ aus. Trotzdem steht der Gitarrist wohl noch unter Medikamenten und bittet im Vorfeld schon mal um Verzeihung, falls er sich mal verspielen sollte. Dann ist es erst mal genug der Rederei und Guido darf „To Hell With Love“ singen. Eine echte Verbesserung, früher durfte Guido lediglich Die Kassierer mit „Ich töte meinen Nachbarn und verprügel seine Leiche“ covern und heute darf er sogar ein Lied der Donots singen. Nein es sind sogar zwei, denn im Laufe des Abends darf er auch noch einmal bei „Dead Man Walking“ das Mikro betätigen.
Mit „New Hope For The Dead“, „Pick Up The Pieces“ und „Not A Drill“ werden Fans des Vorgänger Albums „Coma Chameleon“ bedient. Sieht man hier teilweise schon fragende Gesichter, da die Lieder unbekannt sind, werden die Fragezeichen immer größer, als Klassiker wie „Whatever Happened To The 80’s“, „Room With A View“ (endlich mal wieder plugged!) oder „Up Song“ (besonders live immer wieder eine Garantie für gute Laune) gespielt werden. Es zeigt sich, dass das Publikum am heutigen Abend vom Alter her zwar gemischt ist, das die Tendenz aber stark nach unten, sprich in die jüngeren Jahre geht. Und diese neuen Fans scheinen sich in die Alben vor „The Long Way Home“ noch nicht (richtig) reingehört zu haben.
Die Band aus Ibbenbüren hat sich, zu Recht, einen Ruf als sehr gute Live Band gemacht. So gibt es auch heute Mikros, die Loopings in der Luft machen, Gitarren, die um den Körper wirbeln und waghalsige Sprünge. Dabei darf die Nähe zum Publikum natürlich nicht fehlen und so steht Ingo immer wieder im Graben, um Teile eines Liedes „halb im Publikum“ zu singen und die Menschen ringsum immer wieder mit einzubeziehen.
Doch auch alles Schöne hat einmal ein Ende und so geht die Band nach fast 90 Minuten von der Bühne. Und obwohl die Bielefelder alles gegeben haben, sind die letzten Kraftreserven noch nicht aufgebraucht und es wird eine Zugabe gefordert. Das lässt sich die Band nicht nehmen und kehrt noch einmal auf die Bühne zurück. Doch bevor es mit Musik weitergeht, gibt es eine kleine Geschichte. „Es war einmal vor langer Zeit….“ Nein, so hat die Geschichte nicht angefangen. Aber es geht um das letzte Konzert der Band im Bielefelder Kamp, über das später berichtet wurde „Das Konzert war spitze, aber Lederhosen sind nicht mehr zeitgemäß“. Das hat sich auf die Bekleidung von Vegetarier Ingo Knollmann bezogen. Heute, wie auch damals, trägt er ganz akkurat eine Jeans, die mittlerweile aber sehr durchgeschwitzt ist. Und so wünscht er sich über den heutigen Abend zu hören „Das Konzert war spitze, aber die gerösteten Schweineohren mit dem Nerz sind nicht mehr zeitgemäß“. Genug geredet, die Band legt wieder los und eröffnet den Zugabeblock mit dem Lied „Saccharine Smile“ vom 2002 veröffentlichten Album „Amplify The Good Times“. Es folgen die Singles „Stop The Clocks“ und „We’re Not Gonna Take It“, wobei Sänger Ingo während letzterem Lied eine Runde crowdsurfen geht. Zurück auf der Bühne angekommen gibt es noch einen allerletzten Leckerbissen, ehe die Band das Publikum nach Hause entlässt. Nur mit einer Akustikgitarre und einem Mikrofon bewaffnet gehen die Brüder Knollmann mitten in das Publikum und fordern es auf, sich hinzusetzen. Es folgt eine Akustikversion des Hits „Superhero“, ehe das Set dann nach gut 1 ¾ Stunde beendet ist.
Damit bleibt nur noch eins zu sagen: „Das Konzert war spitze, aber die gerösteten Schweineohren mit dem Nerz sind nicht mehr zeitgemäß“.