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Rock im Sektor 2015

Neues MLK-Festival feiert erfolgreiche Premiere

Düsseldorf (bd)    Das Publikum feierte den Headliner Linkin Park. Doch auch die anderen Auftritte von den Broilers, Kraftklub, Fort Minor, Irie Révoltés und Turbostaat überzeugten durch eine vielfältige Bühnenshow. Bei kaltem Wetter und Regen durfte das Publikum diese sechs Bands am vergangenen Samstag bejubeln. Das Dach der Esprit Arena wurde für die Veranstaltung geschlossen und somit konnten die Künstler ihren Fans richtig einheizen.

Linkin Park headlineten die Erstauflage des neuen MLK-Festivals Rock im Sektor. Foto: Bastian Sylvester

Den Anfang machte Turbostaat (Fotos), eine befreundete Band der Beatsteaks, bei denen sie schon öfter als
Fotos zum Festival
Support spielten. Sänger Jan Windmeier freute sich, dass das Stadion am Nachmittag schon so gut befüllt war und interagierte freundlich mit dem Publikum. Für alle, die Turbostaat nicht kennen erläuterte der Frontmann auf lustige Art das sie aus dem Norden und zwar von der Insel Husum stammen und angefangen haben Musik zu machen, um von dort weg zu kommen. Der Erfolg ist ihnen anscheinend gelungen, denn das Publikum tanzte ausgelassen zu bekannten Songs wie "Harm Rochel". Die Setlist der Jungs hatte noch mehr zu bieten, doch wegen des strammen Zeitplans mussten die Zuschauer auf ein paar Songs verzichten.

Sportlich wurde es dann mit Irie Révoltés (Fotos), die fast schon eine Art tänzerische Bühnenshow ablieferten. Energiegeladen bewegten sie sich auf der Bühne und brachten sogar die noch wenigen Menschen auf den Tribünen mindestens zum Kopfnicken. Die Stilrichtung bot ein herrliches Zusammenspiel aus deutsch-französisch gesungenen sozialkritischen Texten, die Einflüsse von Reggae, Ska, Punk, Dancehall und Rap aufzeigten. Beeindruckend waren auch die Saxophon- und Trompeteneinlagen. Ein Muss war es für die beiden Brüder und Sänger der neunköpfigen Band Pablo und Carlos Charlemoine sich der aktuellen Flüchtlingssituation zu widmen. Bei den Songs "Antifaschist" und "Fäuste hoch" rebellierten sie zusammen mit dem Publikum gegen den Nationalsozialismus und ließen den Appell "Jetzt ist Schluss" durch die Arena hallen.

Richtig was auf die Ohren gab es bei Fort Minor (Fotos) und das obwohl da nur ein Mann auf der Bühne stand. Fort Minor ist ein Alternative-Hip-Hop Projekt von Linkin Park Mitglied Mike Shinoda. Lange Zeit war es still um dieses Projekt doch Mitte 2015 startete das Comeback Shinodas. Immer ein Lächeln auf den Lippen rockte er die Bühne und sorgte mit witzigen Worten auch in den hinteren Reihen für Stimmung. Es wurde nicht nur gerappt, nein, Shinoda bewies auch dass er singen kann und das auch noch verdammt gut! Beim Song "Where'd You Go" versetzte die Technik die Zuschauer in Glitzerlicht und die Hände bewegten sich im Rhythmus zum Lied. Natürlich waren die Linkin Park Cover bekannt und wurden lauthals mitgesungen. Nach 30 Minuten verließ Shinoda blitzartig die Bühne doch es war ja bekannt, dass man ihn in ein paar Stunden nochmals begrüßen durfte.


Premiere mit zwei Quasi- und einem richtigen Headliner

Einer der Höhepunkte an diesem Abend war auf jeden Fall Kraftklub (Fotos). Der Vorhang fiel und verfing sich doch gleich in den Monitoren aber ein paar starke Männer später konnten die Chemnitzer mit ihrem Auftritt beginnen. Die fünf Energiebündel brachten das Publikum ab dem ersten Song "Für immer" zum kochen! Sehr facettenreich führte die Band die Meute durch ihr Programm, was ihnen mit einer Bombenstimmung gedankt wurde. Es gab eine tolle Lichtshow, pogen in Zeitlupe, Stagediving, bei dem Sänger Felix Brummer das Mikrofonkabel riss, gemeinsames nackig machen und mit dem T-Shirt wedeln, La-Ola-Wellen und Konfettikanonen am Ende der Show. Kurz gesagt, dem Publikum konnte gar nicht langweilig werden. Die Chemnitzer Jungs spielten zum ersten Mal in der Esprit Arena und waren auch bisher eher auf Festivals und in Mehrzweckhallen als in Fußballstadien unterwegs. Felix Brummer äußerte gegenüber dem Publikum seine Angst in der Stadt der Broilers und den Toten Hosen zu spielen, freute sich aber darüber für den letzten Auftritt des Sommers in Düsseldorf zu sein. Die Fans sangen ordentlich mit und waren für jeden Spaß zu haben. Höhepunkt des Auftritts war eine mobile Bühne, mit der Kraftklub während ihrer Zugaben durch die Massen fuhr und von der die Jungs ihr berühmtes Wett-Crowdsurfing zelebrierten. Gewinner an diesem Abend war Gitarrist und Sänger Karl Schumann. Als Dank an das Publikum schmissen die Jungs ihre T-Shirts in die Menge.

Schwarz/rote Luftballons gab es für die Zuschauer bevor die Broilers (Fotos) die Bühne betraten und ihr Heimspiel begannen. Nun war die Arena brechend voll und zum ersten mal an diesem Abend wurden die Leinwände an den Seiten der Bühne eingesetzt. So konnten auch die Fans im hinteren Teil der Arena ihren Düsseldorfern zuschauen und feiern. Seit 1994 gibt es die Band unter diesem Namen und es fiel schnell auf dass sie sich im Laufe der Zeit eine herausragende Fangemeinde aufgebaut haben, die die Songs der Künstler mit sangen und ordentlich abfeierten. Frontmann Sammy Amara möchte zusammen mit der Masse "die Bude abreißen", was bei Songs wie "Ruby Light & Dark", "Tanzt du noch einmal mit mir?" und "Ich brenn' " sichtlich gelang. Als Sammy Amara die momentane Flüchtlingssituation ansprach und eine kleine Rede hielt war Gänsehaut pur angesagt. Als er seine Ansprache mit den Worten "Es geht nicht um Politik sondern um Menschlichkeit" beendete bekam er großen Beifall! Die Broilers leiteten an diesem Abend ihre Bandpause ein. Wie lang diese dauern soll blieb unbekannt, jedoch wurden die Fans damit vertröstet, dass sich die Düsseldorfer in dieser Zeit um neue Songs kümmern wollen. Vielleicht befindet sich demnächst ein Bild der Broilers im Netz auf dem jeder eine rote Rose trägt, welches den Fans sagen soll: "Es ist schwer ohne euch". Bengalos auf der Bühne und in der Mitte des Publikums gab es bei "Nur nach vorne gehen" bevor die Broilers ihren Abschlusssong zum besten gaben. Das erste Lied was von ihrer Band erschien: "Blume". Sie verabschiedeten sich mit mehrmaligen Verneigungen und einem beeindruckendem Feuerwerk.

Etwas verspätet durften die Zuschauer dann den Headliner von Rock im Sektor 2015 begrüßen: Linkin Park (Fotos). Wahrscheinlich eine der umstrittensten Bands überhaupt lieferte an diesem Abend eine gute Performance ab. Alle Mitglieder rockten die Bühne. Brad Delson an der Gitarre trug natürlich auch an diesem Abend seine voluminösen Kopfhörer, die als Markenzeichen gelten und ließ sich bei seinen Solo-Auftritten gebührend feiern. Rob Bourdon hatte sein Instrument perfekt im Griff, denn nicht umsonst wurde er vom Rolling Stone Magazine im Jahr 2007 auf Platz drei der besten Schlagzeuger aller Zeiten gewählt. David "Phoenix" Farrell machte ordentlich Krach am Bass, woraufhin bei Liedern wie "New Divide", "Breaking the Habit" und "Numb" die Arena bebte. Joseph Hahn, DJ der Band, der zudem bei fast allen Videoclips der Band Regie führt, wurde in Düsseldorf durch seinen Techniker Warren Willis ersetzt. Chester Bennington, dem man sein Alter vielleicht ansieht aber nicht anmerkt, bewegte sich energiegeladen auf der Bühne hin und her und schrie sich zeitweise die Seele aus dem Leib, was er nach 19 Jahren Bandbestehen immer noch bemerkenswert gut hin bekam. Mike Shinoda, Multitalent und Publikumsliebling der Band präsentierte an diesem Abend seine Vielfalt an Können! So hatte er seine Gitarre immer Griffbereit um seine Schultern hängen und oft sah man ihn wie gewohnt am Keyboard. Diese Einlagen wurden häufig auf den Leinwänden übertragen, damit auch die Fans das beeindruckende Spektakel am Board bewundern konnten. Beim Auftritt von Linkin Park wurde bei der Lichttechnik nochmal alles gegeben bis dann wieder Gänsehautalarm angesagt war bei "Castle of Glass". Die Jungs spielten viele Klassiker, aber natürlich hatten sie auch Songs von ihrem neuen Album "The Hunting Party" welches letztes Jahr erschien auf Lager. Zudem gab es noch einige Tracks von Shinodas Projekt Fort Minor zu hören, was vom Publikum großzügig gedankt wurde, da Shinoda sich einige bekannte Songs für diesen Auftritt aufsparte. "Welcome" wurde durch eine Vielzahl von Schildern in der Zuschauermenge gefordert. Nach 1:45 Stunden Show inklusive Zugaben wurde sich noch Zeit für die Fans genommen und sie wurden beschenkt. Es gab Hände schütteln, Autogramme, T-Shirts, Plektren und Sticks vom Drummer. Kurz bevor Linkin Park die Bühne verließ zückte Mike Shinoda sein Handy und machte ein Selfie. Arm in Arm mit Chester Bennington und dem Publikum im Hintergrund. Definitiv bewiesen die 6 Künstler am vergangenem Samstag das sie es noch mächtig drauf haben!

Trotz nicht allzu großer Bühne ein großes Spektakel bei der Premiere von Rock im Sektor. Es wurde eine abwechslungsreiche Show geboten und man darf gespannt sein ob es einen Nachfolger dieser Veranstaltung geben wird. Zu vermuten ist, dass die Mehrzahl der ca. 25.500 Besucher ganz klar Ja zu Rock im Sektor 2016 sagen würde!

von Bettina Dobor


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