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Vainstream Rockfest 2024

Ganz Münster hasst die AfD

Münster (ml)    Dieses Jahr ging das Vainstream Rockfest zum ersten Mal über zwei direkt hintereinander liegende Tage. Dabei wurde am ersten der beiden Tage zusätzlich das Parkway Drive-eigene Parkwaves Festival ins Line-Up integriert. Der zweite Tag endete dann aber leider mit einem Abbruch der Veranstaltung. Eine der wichtigsten Erkenntnisse: Ganz Münster hasst die AfD.

Zu Betontod gab es am Samstag noch gutes Wetter. Abend sollte sich dies leider ändern. Foto: Marcel Linke

Das Line-Up ist dieses Jahr stark und das über zwei Tage. Insgesamt rund 18.000 Besucher kommen pro Tag an den Hawerkamp in Münster

Fotos vom Festival
Homepage vom Vainstream

neben der Halle Münsterland.

Das Gelände ist am späten Nachmittag sehr voll. In den umliegenden Straßen geht parkplatztechnisch nichts mehr. Wer jetzt noch ankommt nimmt einen weiteren Fußmarsch in Kauf. Nach einem Check-In in einer der Messehallen geht es weiter bis aufs Gelände und zu Bury Tomorrow (Fotos), die im Rahmen des Parkwaves Festival Line-Ups beim Vainstream spielen. Das Parkwaves Festival ist vom heutigen Headliner Parkway Drive ins Leben gerufen worden und wird ins Vainstream Festival integriert. Generell ist hier viel Feuer in Form von Bühnenflammenwerfern im Spiel.
Aber nicht nur die Bands des Parkwaves Festival spielen. Das wäre mit dem vielen Metalcore auch etwas einseitig. Das Vainstream Rockfest steht allerdings für alle härteren Gangarten der Musik. Und so übernehmen auf der zweiten der beiden Bühnen die Jungs von der Sondaschule (Fotos), die mit ihrem Ska-Punk eine gute lockere Abwechslung zu dem wesentlich härteren Metalcore bieten.
Auch The Interrupters (Fotos), die sich hinterher anschließen können mit Punkrock überzeugen. Letztes Jahr noch mit einer eher untergeordneten Rolle im Line-Up spielen die Interrupters nun als Co-Headliner der Hauptbühne, wenn man überhaupt eine der beiden großen Bühnen als Hauptbühne ansehen möchte.
Denn eigentlicher Co-Headliner sind an diesem Freitag Abend The Hives (Fotos). Sie spielen alle ihre Hits, wie "Walk Idiot Walk", "Hate To Say I Told You So", "Come On!" oder "Tick Tick Boom". Pelle Almqvist sucht hier immer wieder das Band in der Menge und gibt sich dabei wie immer humorvoll größenwahnsinnig.
Ein wenig größenwahnsinnig ist dann auch der Auftritt des Headliners Parkway Drive (Fotos). Zumindestens, wenn man von der verschossenen Pyrotechnik ausgeht. Hier wird scharf geschossen. Laute Knalleffekte, viel Feuerwerk und auch wieder Flammenwerfer prägen den Auftritt von Parkway Drive.
Familiärer geht es hingegen auf der MoreCore-Stage zu. Diese erreicht man nur, indem man durch eine der Messehallen geht und auf einen anderen Platz am Hawerkamp. Hier headlinen Adam Angst (Fotos) und das tun sie auch vor vielen Besuchern, die sich offensichtlich nicht ganz so für den Metalcore von Parkway Drive interessieren.

Der Samstag geht wesentlich früher los als der Freitag. Mit Betontod (Fotos) spielt schon vormittags ein ziemlich großer Act und auch das Gelände ist schon vormittags ziemlich voll. Großes Thema heute, auch der Bandauswahl geschuldet: Der AfD-Parteitag in Essen. Viele der Musiker würden gerne dagegen demonstrieren. Einige kommen sogar direkt von der Gegendemonstration nach Münster.
Mit Skinny Lister (Fotos) wurde auf die MoreCore-Bühne eine Folk-Band gebucht. Zu den lauten Rock-Klängen über das gesamte Wochenende ein gutes Kontrastprogramm. Richtig voll wird es vor der Bühne leider nicht. Die Stimmung ist aber dennoch sehr gut und so kommt auch Sängerin Lorna Thomas einmal ins Publikum, um ein Armdrücken mit Zuschauern durchzuführen.
ZSK (Fotos) schließen sich an. Und tatsächlich hat es Joshi irgendwie geschafft vorher noch in Essen gewesen zu sein und von dort nach Münster zu kommen. Im Publikum gibt es "FCK AfD"-Plakate und dieses skandiert auch öfters "Ganz Münster hasst die AfD".
Etwas seichter und poppiger geht es dann wieder auf der EMP Stage weiter. Against the Current (Fotos) spielen dort ihre größten Hits. Unter anderem natürlich "blindfolded" und ihren League of Legends Song "Legends Never Die".
Bei Lionheart (Fotos) gibt es dann mehr Crossover auf die Ohren. Und auch wieder Feuer. Obwohl die Band aus dem kalifornischen Oakland kommt. Es ist ein Teil-Heimspiel für die Band. Ihr Gitarrist Walle Etzel ist Nordrhein-Westfale und hat sogar an der Fachhochschule Münster studiert. Also gar nicht mal so weit vom Vainstream entfernt.
Das ist bei Silverstein (Fotos) nicht der Fall. Aber durch zahlreiche Touren und Festivalauftritte haben auch sie ihr Publikum in Deutschland und sind auch immer wieder gern gesehene Gäste auf dem Vainstream.
Was übrigens auch ebenso auf The Gaslight Anthem zutrifft, die sich von ihrem ursprünglichen Punkrock hin zu Heartland Rock gewandelt haben. Vom neuen Album spielen The Gaslight Anthem (Fotos) allerdings nur wenige Songs. Sie konzentrieren sich in ihrem kurzen Set hauptsächlich auf Lieder ihres Hitalbums "Handwritten" und ihres Durchbruchsalbums "The '59 Sound". Den Fans auf dem Vainstream Rockfest gefällt es.
Politischer wird es dann wieder mit Feine Sahne Fischfilet (Fotos). Diese Band hat sich über die Jahre ihre Fanbase in Deutschland erarbeitet. Auf dem Vainstream sind sie auch schon auf kleineren Bühnen aufgetreten. Nun sind sie Co-Headliner der Murder Redrum-Stage. Und auch Feine Sahne Fischfilet äußern sich politisch. Sie kommen aus Mecklenburg-Vorpommern, aus Provinzen die teilweise sehr stark rechtsextrem geprägt sind. Monchi schildert, dass er Freunde hat, die auf Todeslisten der Neonazis stehen. Er gibt aber auch an, dass er gegen alle Arten von Arschlöchern ist, nicht nur rechtsextremen Arschlöchern, sondern auch islamistischen Arschlöchern, wie dem Mörder von Mannheim. Und genau das bringt es auf den Punkt: Man kann gegen die AfD sein und gleichzeitig aber auch gegen islamistische Terroristen oder jegliche andere Art von Gewalt.
Enter Shikari (Fotos) versuchen sich hinterher im Geschichtenerzählen. Und das schaffen sie auch sehr gut. Allein der Anfang ist schon verheißungsvoll. Ihr Auftritt wird unterstützt durch riesengroße Videowürfel auf der Bühne, die nicht nur als Oberfläche für Grafiken dienen, sondern auch in die Show mit eingebunden werden. So lässt sich Sänger Rou Reynolds zwischendurch sogar in einen der Videowürfel "fallen", um sich selber zum Teil der digitalen Geschichte auf der Bühne zu machen.
Geschichten benötigen die Donots (Fotos) nicht. Sie sind ihre eigene Geschichte und ihre Geschichte ist stark mit der von Münsters Rockmusikwelt verbunden. Ihre größten Einzelkonzerte feierten die Donots bislang immer in Münster im August ist es wieder so weit und weil sie den Domplatz innerhalb weniger Tage komplett ausverkauft haben kamen die Donots zum Lieblingsfestival. Dem Vainstream. Hier waren sie erst letztes Jahr und klar, irgendwie muss man den Auftritt von letztem Jahr mit Crowdsurfing-Einlage auf einem Fahrrad noch toppen. Dieses Mal haben die Donots deshalb ein Dixi mitten in den Circle Pit gestellt. Glücklicherweise war es leer. Nicht nur vorne spielte aber die Musik. Auch der Himmel zog sich zu. Kommentar Ingo: "Das sieht aus wie bei Independence Day."
Und so geschah leider, was geschehen musste. Die Dropkick Murphys (Fotos) gingen zwar als Headliner noch auf die Bühne. Nach ihrem zweiten Song "The Boys Are Back" wurde das Konzert jedoch jäh unterbrochen. Das Publikum wurde dazu aufgefordert das Gelände wegen eines heraufziehenden Unwetters zu verlassen. Damit dies geordnet ging haben die Dropkick Murphys dann während laufender Evakuierung noch ein paar Songs gespielt, vermutlich auch um am Ende noch das obligatorische Feuerwerk verschießen zu können. Das verträgt sich vermutlich nicht so gut mit Gewitter.
Es könnte tatsächlich nicht besser passen. "You'll never walk alone" war der letzte Song mit dem dann auch die letzten Besucher das Gelände verließen.

Auch wenn es hinterher so schien, als wenn das Unwetter in Münster nicht ganz so schlimm gewütet hat. Im selben Moment wurden ein paar Kilometer südlich in Dortmund die Fanmeilen gesperrt, das Fußballspiel Deutschland - Dänemark unterbrochen. Am Münsteraner Flughafen wurden Flüge umgeleitet und zumindestens ringsum Münster auf der Rückfahrt stellt die Blitzlichtshow das Feuerwerk bei den Dropkick Murphys sogar noch in den Schatten.
Die Veranstalter haben mit der Evakuierung verantwortungsvoll gehandelt. Es wurde so frühzeitig evakuiert, dass das Publikum in den meisten Fällen schon zuhause war, in den Autos oder in der Bahn, bevor das Unwetter hätte gefährlich nah kommen können. Einzig und allein die Messehallen hätten vielleicht noch zusätzlich geöffnet werden können. Bei einem Festival, welches bislang jedoch immer bei bestem Wetter mit meistens großer Hitze stattgefunden hat, rechnet aber auch niemand mit einem Abbruch wegen Unwetter.


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