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Datum: 02.08.2013

Parklichter 2013 - Das Konzert

Ein Sommernachtstraum

Bad Oeynhausen (mer)    Der Shakespeare Klassiker aller Schul- und Laientheaterinszenierungen bildet den perfekten Namensgeber für die gelungenen Parklichter 2013. Kulisse, Bands, Wetter, Publikum – selten wirkte eine Musikveranstaltung in Städten mit nicht mal 50.000 Einwohnern so stimmig. Bad Oeynhausen und das Parklichter-Konzert – das passt einfach zusammen wie Lysander und Hermia.

Auch weit weniger als 99 Luftballons genügen schon, um das Publikum zum Mitmachen zu animieren: Parklichter-Konzert 2013 - Foto: Mark Haake

Akt I, Szene 1
Bilder vom Konzert
Webseite Parklichter

Die erste Szene spielt auf der Mainstage. Pünktlich um 16.45 Uhr betreten die einzig wahren Retter des deuts

chen Hip Hop die Bühne im Bad Oeynhauser Kurpark. Ein MC, ein DJ und ein Keyboarder, welche bis vor Kurzem noch als Jona:s durch die Lande tourten. Der alte Name dürfte jedoch schon bald in Vergessenheit geraten sein, denn wenn man einen Blick auf die Marathontour von OK KID in diesem Jahr wirft, so dürften die Jungs bald an jeder Milchkanne zwischen Kiel und München ihre Vorstellung abgeliefert haben.
Eine halbe Stunde Spielzeit haben die Jungs heute zugestanden bekommen und diese wissen sie auch gut zu nutzen. Alle Hits ihres ersten Longplayers packen sie in ein kurzes, knackiges und durchaus abwechslungsreiches Set. Kämpfen müssen Sie lediglich mit dem Wetter und damit, dass der einzige Schattenplatz nicht unmittelbar vor der Bühne liegt, sondern gute 50 Meter davon entfernt. Dementsprechend trennt eine leere aber sonnenüberflutete Wiese Bands und interessiertes Publikum. 

 

Akt I, Szene 2

Szenenwechsel: Bühne 2, Wandelhalle. Auch bei den Parklichtern 2013 darf der Gewinner eines Bandcontests nicht auf einer der Bühnen fehlen. In diesem Jahr konnte die Band warumLila? Ein Voting für sich entscheiden und mit ihrem sonnigen Deutschpop als Support auf sich aufmerksam machen. Bereits nach den ersten Klängen wird deutlich, wie gut die Band ins gesamte Line Up passt, welches sich ja hauptsächlich aus Radiopop und deutschem Hip Hop zusammensetzt. Erstaunlich professionell spielen die jungen Mindener Musiker ihre Songs auf der großen Bühne und wirken alles andere als deplatziert oder auch nur ansatzweise nervös. Mit "Lila Wolken" haben Sie dann auch noch ein Cover im Set, welches gar nicht besser zu den Jungs passen könnte. Bewundernswert auch die Tatsache, dass die junge Band als einziges mit einem Merchstand auf dem Festival aufwartet.

Akt II, Szene 1

Erneuter Szenenwechsel: Mainstage, Mobilée. So langsam füllt sich der Bereich vor der Hauptbühne. Die Sonne ist inzwischen weiter gewandert und die Schatten werden etwas länger. Somit wagen sich dann auch die ersten Musikfans wieder etwas näher an die Bühne heran und lassen den Pop von Mobilée, zumeist mit einem kühlen Getränk in ihrer Hand, auf sich wirken. Als Konkurrenz spielen zu der Zeit die Motherfunkers im schattigen Kurtheater. Beide Bands machen ihre Sache gut, aber zu diesem frühen Zeitpunkt geht es für die Besucher eher um die Essensstände und die Frage "wo bekomme ich heute wirklich kalte Getränke"?

Akt II, Szene 2

Wenn man schon mit der Metapher des Sommernachtstraums arbeitet, dann könnte man den Jungs von SAM die Rolle von Puck zuschreiben. Das stets gut gelaunte Brüderpaar konnte bereits einige Erfahrung dazu sammeln, was es heißt, vor einem großen Publikum aufzutreten. Schließlich war man in jüngster Zeit als Cro Support unterwegs. Sie haben sichtlich Spaß an ihrem Schaffen und versuchen diesen auch unvermittelt aufs Publikum zu übertragen. Vor allem ihre Single "Liebe zur Musik" wird vom vornehmlich sehr jungen Publikum frenetisch gefeiert. Entertainerqualitäten besitzen die Jungs von SAM in jedem Fall. Es gelingt Ihnen als erste Band des Tages, das Stimmungsbarometer zum Ausschlagen zu bringen. Zunächst kapituliert das Backdrop der Band aufgrund des Gehoppses auf der Bühne und schon bald lässt sich das Publikum zum "Mitgrooven" anstecken. Die Publikumsarme schwingen von rechts nach links, von links nach rechts. Es wird gebounct und mitgesungen. SAM haben scheinbar bereits viel gelernt in ihrer noch jungen Karriere, welche mit solchen Visitenkarten als Auftritt noch lange andauern wird.

Akt III, Szene 1

Etwas irritiert wirkten Claire. Hat man den Münchener Elektropopgeheimtipp doch ins Kurtheater verfrachtet und sie somit in einem Saal aufspielen lassen, welcher ausschließlich über Sitzplätze verfügt. „Für uns etwas ungewohnt. Aber doch ganz schnuckelig“ bemerkt Sängerin und Namensgebererin der Band Josie-Claire Bürkle inmitten des Sets. Erstaunlich viele neugierige Besucher sind dann schließlich auch zur Bühne Drei geeilt um die Band zu begutachten. Und wer herkam, der blieb auch sitzen und schaute sich die Show der jungen Band bis zum Ende an. Schafften Claire es doch mit ihrem durchaus auch radiotauglichem Indiepop die Zuschauer zu begeistern und sich interessant zu machen. Das Album steht scheinbar in den Startlöchern und wird hoffentlich genau so vielseitig und interessant wie das äußerst kurzweilige Set der Münchener.

Akt III, Szene 2

„Wir waren Claire und jetzt schaut euch unbedingt die großartigen Abby an!“ Mit diesen Worten beendeten Claire ihr Set und lieferten dem musikinteressierten Publikum die perfekte Vorlage. Die Bühne an der Wandelhalle hat sich inzwischen zu einem hochfrequentierten Zuschauerpunkt gemausert und Jungs von Abby konnten wohl wirklich jeden einzelnen Besucher überzeugen. Mit Vorschusslorbeeren für ihre Liveshows und großartigen Kritiken für ihr Album „Friends&Enemies“ ausgestattet spielt es sich scheinbar leicht und locker flockig. Neben den großartigen Songs hat die Band allerdings noch weitere Pfunde im Gepäck. Die Jungs haben Bock, sehen unglaublich gut aus und spielen von einigen Songs geradezu perfekte Livearrangements. Ihre Hitsingle „Streets“ liefert dafür ein beeindruckendes Beispiel. Angst vor Publikumskontakt haben die Rampensäue zudem auch nicht, so stürzen sie sich mitsamt Instrumenten, immer wieder in die ersten Reihen zum musizieren und „Brüderschafttrinken“. Nach 45 Minuten Spielzeit war es dann vollbracht, Abby machten aus Bad Oeynhausen Good Oeynhausen. Danke Jungs!

Akt IV, Szene 1

War es der Dramaturgie eines Theaterstückes geschuldet? Der Spannungsbogen wurde jedenfalls perfekt ausgenutzt, denn die Band Frida Gold wurde insgesamt ähnlich zwiespältig aufgenommen wie ihre aktuelle Sommerhitsingle „Liebe ist meine Religion“. Das gesamte Bühnengeschehen konzentriert sich auf Sängerin Alina Süggeler, welche mit ihrer Präsenz den Rest der Band zu wortlosen Statisten degradierte. MTV, ZDF und den Lokalradios sei Dank, Publikumsmagnet kann sich die Band aus Hattingen durchaus nennen. Dennoch bleibt es erstaunlich stimmungsarm und auch von Seiten der Band kommt wenig. Liebe ist meine Religion findet bereits früh den Weg ins Set, wird jedoch recht einfallslos dargeboten. Im zweiten Teil der Show sorgen mehrere riesige Luftballons, welche ins Publikum gegeben werden, für eine gewisse Abwechslung und Aufhellung der Stimmung. Da muss doch noch was gehen. Und prompt gibt es „Wovon sollen wir träumen“ in einer nett angerockten Version und dann ist auch schon alles vorbei. Tut mir Leid, aber den Status einer Stadtfest-Top 40 Hitband haben Frida Gold mit diesem Auftritt für mich nicht überschritten. Vielleicht kommt man ja noch mal zusammen und es war heute einfach zu heiß.

Akt IV, Szene 2

Somit wurde es Zeit für den Welten- und an diesem Abend Konzertretter Tim Bendzko. Bereits vor zwei Jahren spielte Tim Bendzko bei den Oeynhauser Parklichtern auf. Damals noch als Frischling auf der Theaterbühne. Die Veranstaltung hat dem jungen Berliner Songwriter damals so gut gefallen, dass er sich praktisch selbst angeboten hat, wiederzukommen. Inzwischen als Big Player unter den deutschen Musikern, ist es für Bendzko und seine Band kein Problem ein 75 Minuten Set gut auszufüllen. Mit „Sag einfach Ja“, „Nur noch kurz die Welt retten“, „Wenn Worte meine Sprache wären“, „Ich laufe“ und „Am seidenen Faden“ sind alle Hits enthalten und das Publikum lauscht gespannt den Profimusikern auf der Bühne. Bendzko greift an diesem Abend nicht selbst zur Gitarre sondern lediglich zum Mikrofon: „Sind eigentlich auch Männer hier? (Pause) Und Männer ohne weibliche Begleitung?“. Bendzko weiß scheinbar sehr genau um sein Publikum und seine Zielgruppe. Charmant gibt er den gefühlvollen Deutschpopsänger und schafft es irgendwie dabei, nicht zu nerven. Auch die unbekannteren Songs können überzeugen und das Einzige was wirklich nervt, ist die unglaublich hohe Anzahl von Fotohandys im Publikum, welche nonstop zum fotografieren und filmen hochgehalten werden. Aber wie heißt es so schön: Entweder man geht mit der Zeit oder man geht mit der Zeit. Zum Schluss seines Sets präsentierte der Berliner noch seine neue Single „Programmiert“ und dürfte damit erneut einen sicheren Hit landen. Den Besuchern der Parklichter schien es jedenfalls zu gefallen.
Und wenn Bendzko den Abend mit den Worten: „Give me your hands, if we be friends“ abgeschlossen hätte, wäre der Abschied sicherlich nicht weniger schwer und enthusiastisch ausgefallen.

Somit richten wir den Blick nach vorne und freuen uns auf das Parklichter Konzert 2014 welches voraussichtlich am 01.08.2014 seine Uraufführung erleben wird.


Taglist:
Bands: ABBY Chakuza Frida Gold Maxim Mobilée OK KID Sam Tim Bendzko
Locations: Kurpark
Allgemein: Konzertbericht

Datum: 02.08.2013

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