22-Pistepirkko und Tusq im Forum-Bielefeld
This is Finnish but not the end
Bielefeld (mh) Es droht, der kälteste März seit 100 Jahren zu werden. Schuld daran ist ein Tief, das unaufhörlich kalte Luft aus dem fernen Finnland bis nach Bielefeld transportiert, welches sich, dem kalendarischem Frühlingsanfang zum Trotz, noch immer winterlich zeigt. Passend dazu haben sich heute die Finnen von 22-Pistepirkko im Forum eingefunden. Den Support geben Tusq aus Hamburg und Berlin, die ihr zweites Album "Hailuoto", das auf der namensgebenden finnischen (!) Insel entstanden ist, im Gepäck haben.Tusq betreten pünktlich gegen 21 Uhr die Bühne und lassen schnell die Kälte draußen vor der Tür vergessen. Mit ihrem poppigen Indie-Rock, der mal melancholisch angehaucht, mal hymnenhaft daher kommt, haben sie das Publikum
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Nach diesem erfreulichen Auftakt rollen 22-Pistepirkko, der Hauptact des heutigen Abends, zunächst einen Teppich gepflegter Melancholie aus. Dass dies die dominierende Grundstimmung bei einer Band ist, die aus dem Norden Finnlands stammt, dürfte nicht weiter verwundern - man muss nur einen Blick auf den diesjährigen langen, grauen Winter hierzulande werfen. Gleichzeitig zeigen die Finnen allerdings, dass all die stets präsente Melancholie nicht unbedingt düster sein muss, wie Song-Perlen wie das bittersüße "I Knew" verdeutlichen. Dazu kommt, dass die musikalische Bandbreite von 22-Pistepirkko alles andere als trist und eintönig ist. Stattdessen überzeugt das Trio mit einem bunten Stilmix aus Blues, Country, Surf-Rock und Elektro, stets verfeinert mit einem gerüttelt Maß an Distortion, das dem guten Neil Young alle Ehre machen würde. Auch, dass The Velvet Underground einst zu den Vorbildern der Band gehörten, lässt sich leicht heraushören. So mancher Song würde sich auf "White Light/White Heat" recht gut machen. Darüber hinaus würde es einen überhaupt nicht wundern, sollte irgendwann einmal ein Song wie "Quicksand" auf einem Tarantino-Soundtrack auftauchen.
Zu dieser ungewöhnlichen Band hat sich heute auch ein spezielles Publikum eingefunden. So behaupten ein paar Paderborner, eigentlich Aliens zu sein. Aus bielefelder Sicht klingt das gar nicht mal so unwahrscheinlich. Hierauf reagiert die Band sogleich mit ihrem Song "UFO Girl", ebenso wie auf einen anderen Zuruf aus dem Publikum spontan ein Cover des Hank Williams Klassikers "Window Shopping" zum Besten gegeben wird.
Als sich das Set nach rund 100 Minuten und "Lights By The Highway" als Gruß der Band an das Land der Autobahnen dem Ende entgegen neigt, ist uns klar, dass Finnland ein sehr spezieller Ort sein muss, der wohl nicht zufällig einen erheblichen Alkoholkonsum, kultisch zelebriertes Saunieren, die Filme von Aki Kaurismäki und die Leningrad Cowboys, die all das auf bizarre Art und Weise vereinen, hervorgebracht hat.
Leider wissen wir noch immer nicht, was "22" auf Finnisch heißt. Vielleicht lernen wir das beim nächsten Mal.
In diesem Sinne: Näkemiin nyt sitten!