Fest van Cleef Interviews (1/5): Tim Neuhaus
Bielefeld (m2w) von André Siekmeier und Marcel LinkeEin Festival bringt immer einen Rattenschwanz an Nachberichten mit sich. Dieses Mal haben wir uns auf eine große Galerie und einen langen Bericht konzentriert. Heute und morgen gehen noch Interviews online. Im ersten Teil dazu haben wir Tim Neuhaus befragt. In den vier weiteren Teilen haben wir mit Nils Koppruch, An Horse, Young Rebel Set und Thees Uhlmann gesprochen.
Foto: Britta Flachmeier
Bericht zum Fest van Cleef
Homepage von Tim Neuhaus
Bitte stell dich und deine Musik doch erstmal vor.
Ich bin Tim. Wir sind die letzten zwei Jahre die ewige Support-Band gewesen und jetzt haben wir die Ehre beim Fest van Cleef komplett als Act mit dabei zu sein. Jetzt bringen wir unsere eigene Platte heraus im Januar. Das ist, wie so ein kleines neues Kapitel, was gerade mit der eigenen Musik beginnt. Zur Musik, ich denke schon, dass es eine Art Indie-Folk oder Indie-Pop ist. Ich hoffe schon, dass es einen speziellen Touch hat, weil wir uns auch im Studio um einen sehr eigenständigen Sound bemühen, der oft zu Hause entsteht, wenn niemand sagt, was man tun soll. Das ist ein eigener, vielleicht auch leicht futuristischer Sound, den die Platte haben soll, der sich vom reinen Gitarrenspieler ein bisschen unterscheidet.
Es ist jetzt dieses Jahr das erste Mal für dich, dass du beim Fest van Cleef spielst. Warst du denn vorher schonmal als Besucher da?
Nein, muss ich gestehen, war ich nicht. Das lustige ist auch, als ich Thees das erste Mal getroffen habe, bei nem Gig, wo er mich angesprochen hat, ob wir nicht mal vielleicht was zusammen machen, da wusste ich auch gar nicht, dass es Thees ist. Ich kannte allerdings vorher alle Bands mit Namen und hatte auch immer Freunde, die von den Bands und vom Label totale Fans waren. Aus irgendeinem Grunde wurde mir der Zugang immer verwehrt. Ich kann es nicht sagen. Kettcar war mir natürlich ein Begriff. Meine Freundin ist totaler Kettcar-Fan. Aber ich konnte das nicht mit einem Gesicht verbinden.
Du hast die ewige Vorband schon hinter dir. Was waren denn die beeindruckendsten Konzerte dieses Jahr?
Im November hatten wir eine Tour mit Pohlmann. Das war so wahnsinnig herzlich. Wir wurden noch nicht herzlicher von einem Publikum angenommen als Supportband. Man hatte schon teilweise das Gefühl, als ob es so eine Art Doppelkonzert ist. Nicht, weil wir Pohlmann irgendeine Show gestohlen haben, so meine ich das überhaupt nicht, aber die Leute waren so dankbar für diesen Warm-Up, dass wir einfach total Happy waren. Das war einfach die schönste Show und das waren ganz viele Konzerte. Dann hatten wir auch noch einen Clueso-Support-Gig. Das war dann gleich sein Weihnachtskonzert letztes Jahr vor 12.000 Leuten in Erfurt. Das war mit Sicherheit ein Highlight, aber wir hatten nicht so einen langen Soundcheck, also ich bin mir nicht sicher, ob sich der Sound, den wir auf der Bühne hatten, der dort auch wundervoll war, ob der auch so rüber kam. Also 12.000 Leute hatten wir noch nie, das war mit Sicherheit ein Highlight, vielleicht auch ein bisschen früh für uns, weil wir auch erst seit 2 Jahren als Band da stehen. Es war aber geil und für uns definitiv ein Highlight.
Auch beim Fest van Cleef habt ihr vergleichsweise große Bühnen. Was waren deine Highlights der letzten drei Tage?
Also Berlin war auf jeden Fall ein Highlight für uns. Da waren auch sehr viele Leute, die auch gerne schon zu uns kommen, weil ich wohne ja auch schon seit Jahren in Berlin und wir haben da auch schon unsere kleine Gang, die immer zu jedem Konzert kommt. Also, das war wirklich ein Highlight, nicht nur weil das Konzert so gut geklappt hat, auch weil das vorher so eine Anspannung war. Von meinem Schlagzeuger Florian wurde einen Tag zuvor der Flug gecancelt. Dann ist er ins Auto gestiegen von Wien nach Berlin und er hat unglaubliche 20 Stunden gebraucht, durch den Schnee zu kommen. Extra für diese drei Tage jetzt. 20 Stunden im Auto und er stand rechtzeitig auf der Bühne. Mir ist das Herz aufgetaut und wir hatten einen wundervollen Gig und am Ende war ich einfach nur dankbar, dass er da war und dass das alles so geklappt hat.
Wie weit vorher ist er angekommen?
Schon noch in der Nacht vorher, aber durch den Schnee, war es halt dennoch ungewiss. Und er sagte, seine Scheibenwischer haben auch nicht funktioniert. Also jede Stunde ist er dann raus, um die Scheibe frei zu machen, weil es immer wieder gefroren ist. Gestern hatten wir auch einen wunderschönen Gig. In Mainz waren wir noch nie. Da hatten wir das Gefühl komplett unbekannt zu sein, vor Leuten zu spielen, die uns gar nicht kannten. Es war trotzdem sehr geil. Auf der kleinen Bühne waren trotzdem 1000 Leute im Raum.
Wart ihr hier schonmal in Bielefeld?
In Bielefeld war ich schonmal auf einer Supportgelegenheit im Forum mit Mike Dowdy auf der kleinen Bühne.
Schocken dich denn die 800 Leute, die hier heute Abend stehen werden noch nach 12.000 Leuten?
Auf jeden Fall im positiven Sinne. Manchmal ist es auch so, dass das Herz weiter in die Hose rutscht je kleiner und intimer ein Gig ist. Ich habe mich mit Gisbert unterhalten und bei ihm ist es auch so. Er spielt ja auch alleine auf der großen Bühne und es ist schön zu wissen, dass er auch immer noch sehr nervös ist vorher.
Heute sind 8 Bands da. Was ist dein Favorit?
Ich mag An Horse wahnsinnig gerne, vielleicht weil sie auch in einer ähnlichen Besetzung spielen, wie wir mit Gitarre und Schlagzeug. Ich find das wahnsinnig interessant und sehr sehr schön. Ich bin immer mehr und mehr ein Kettcar-Fan geworden. Vielleicht, weil ich mit den Texten auch immer mehr und mehr anfangen konnte, weil ich sie mittlerweile verinnerlicht habe. Ein Song Am Tisch, der wird für mich immer besser. Manchmal werden Songs immer besser, je öfter man sie hört. Obwohl sie schon am Anfang sehr gut waren, aber man begreift es erst 10 Mal später. Und Gisbert ist für mich ein Highlight. Definitiv. Außerdem spiele ich noch einen Song mit Nils Koppruch mit, da freue ich mich auch total drauf. Da spiele ich ein Harmonium.
Das Jahr ist nun fast zu Ende. Was sind deine guten Vorsätze für das nächste Jahr?
Im März gehen wir mit der kompletten Band auf Tour. Ansonsten versuche ich energiesparend zu leben. Ich möchte dann auch direkt an der nächsten Platte arbeiten, weil die Platte, die jetzt heraus kommt ist eigentlich schon zwei Jahre alt. Wir haben sie einfach nur neu aufgenommen als Band, weil die vorher so allein zu Hause entstanden ist. Die Songs sind jetzt schon aus den letzten zwei Jahren und es sind gerade so viele in der Warteschleife und der gute Vorsatz ist, die schon auf der kommenden Tour auch ein wenig punkten zu lassen. Ein bisschen die Flucht nach vorne.
Okay, dann herzlichen Dank für das Interview.