Wortwechsel mit den Donots
Die Donots im Interview (3/3)
Bielefeld (m2w) Vor dem Konzert der Donots im Forum Bielefeld, haben André und Marcel mit dem Bassisten Jan-Dirk Poggemann über das Album "The Long Way Home", über das Plattenlabel Solitary Man Records und über Konzerte und Festivalauftritte der Donots in Deutschland und Japan gesprochen.Die Donots im Interview (1/3)
Die Donots im Interview (2/3)
Homepage der Donots
André: Wie steht es denn da mit der Musikszene? Hier hat man ja eigentlich immer eine Show irgendwo. Gibt es das da, weißt du das?
Jan-Dirk: Ich kann es nur für die Großstädte sagen Osaka, Tokio und Nagoya. Da ist auch eine ziemlich große offene Szene für amerikanische und europäische Bands. Die haben halt zwei verschiedene Charts, einmal die mit der japanischen und der internationalen Musik drin, wo auf den ersten 50 Plätzen keine ausländische Band ist. Da ist nur japanische Volksmusik. Und dann die anderen Charts, die noch mal einzeln geführt werden, mit allen nicht-japanischen Bands. Die trennen das schon ein bisschen, aber vor allem sind japanische Fans total dieser Musik gewidmet. Die haben halt Bock auf die Musik, die kümmern sch da richtig rum. Die lesen die Texte, verstehen alles, wollen alles wissen. Nach dem Konzert kommen die an und fragen explizit nach Textstellen, wie die gemeint sind. Das hat man in Deutschland nicht, da interessiert sich keiner für. Wenn es überhaupt einer versteht, dann wird gemeckert oder man kümmert sich nichtmal drum und es wird trotzdem gemeckert. Das finde ich richtig schade. In Japan ist es richtig geil, dass die Leute ankommen. Auch in Interviews sind die Fragen noch ein bisschen differenzierter. Das ist schon heftig. Die bringen auch ihre CDs immer mit und lassen die signieren und behandeln das irgendwie ganz heilig. Die bringen auch Geschenke mit, die sie dir nach dem Konzert geben und überreichen. Kleinigkeiten halt, Bilder, Süßigkeiten, einmal habe ich ein geiles Shirt gekriegt, was ich jahrelang getragen habe und wovon wir ein Merchdesign adaptiert haben, weil das so geil war. Es ist echt richtig abgefahren. Die Leute sind richtig interessiert. Das gibt einem noch ein bisschen mehr Bestätigung. Es wird weniger nur konsumiert, sondern es wird auch hinterfragt und genossen.
Marcel: Was das Airplay bei euren Singles betrifft, seid ihr immer erfolgreicher geworden. Damals noch Were Not Gonna Take It, dann Stop The Clocks und jetzt halt Calling. Jedoch kann man hier in Bielefeld die Tendenz beobachten, dass die Konzerte erstaunlicherweise immer kleiner werden. Erst noch im Ringlokschuppen, dann im Kamp und jetzt im Forum, welches heute Abend zu diesem Zeitpunkt noch nichtmal ausverkauft ist. Wie könnt ihr euch das erklären?
Jan-Dirk: Es ist so ein hin und her. Der Ringlokschuppen ist ziemlich groß, auch wenn wir da in der kleinen und nicht in der großen Halle waren. Da passen 800 rein. Das Kamp ist klein, da passen so 650 Leute rein. Und hier passen 800 rein.
André: Passen da wirklich 800 rein?
Jan-Dirk: Ja, die offizielle Zahl ist, 800 passen rein. Wir haben bis jetzt 600 Karten verkauft. Es wird schon einigermaßen voll. Auf jeden Fall ist es hier schon größer als im Kamp.
André: Das ist jetzt, wenn man den Nebenraum noch dazu zählt.
Jan-Dirk: Kann sein, weiß ich nicht. Auf der Pocketrock-Tour hatten wir den Laden ausverkauft und da waren es auf den Punkt genau 800 Karten und dann machen die halt dicht. Oder sie haben das verkleinert, aber ich glaube nicht.
André: Die haben jetzt einen Raucherbereich da drin.
Jan-Dirk: Das kann sein. Es ist alles ein bisschen hin und her. Wir haben auf der Tour jetzt wieder die meisten Vorverkaufszahlen seit Pocketrock. Was uns auch sehr freut. Es war zwischendurch zu Coma Chameleon, dass wir erst wieder ein wenig auf uns aufmerksam machen mussten. Jetzt kommt es langsam wieder und es geht wieder gut los, was ich vor allem geil finde ist, dass die Leute unfassbar abgehen, bei den neuen Konzerten. Nicht unbedingt gerade so rumpogen, aber der Applaus ist Wahnsinn. Wir kriegen ein unglaubliches Feedback, was nicht immer bei Konzerten so war. Wir spielen mit einem In-Ear-System, das heißt, wir haben Stöpsel im Ohr, am Ende nehme ich die immer raus und ich werde wirklich fast ohnmächtig, wie laut die Leute sind. Ich verstehe Guido nicht, der so eine Show ohne Ohrenstöpsel spielen kann. Das würde ich im Leben nicht hinkriegen, ist unglaublich. Das finde ich geil. Den Leuten scheint es sehr zu gefallen. Das ist das wichtigste.
Marcel: Zum Abschluss noch die Festivalfragen. Die Festivalzeit wird auch langsam eingeläutet. Ihr spielt jetzt auf dem Hurricane und auf dem Area4. Gibt es irgendwas ganz besonderes, worauf ihr euch freut?
Jan-Dirk: Ich freu mich vor allem aufs Greenfield Festival. Das ist in der Schweiz, in Interlaken. Da spielen Hot Water Music mit und wir haben die Jungs schon lange nicht mehr gesehen. Wir waren mit denen ja mal in England und Irland auf Tour. Da freue ich mich schon. Das Problem ist, dass die schon um 14 oder 15 Uhr spielen. Das heißt, dass die um 18 Uhr so mordsbesoffen sein werden, wenn wir spielen. Da bin ich mal sehr gespannt. Aber wir werden uns schön mit den Jungs einen reinpedern, nach unserem Konzert und uns dann, jetzt kommts, Rammstein angucken. Ich habe die halt noch nie live gesehen. Und das muss eine so atemberaubende Show sein. Ich finde die Musik ja völlig scheiße, aber live soll es atemberaubend sein. Ich will die unbedingt mal sehen. Freunde von mir waren auch mit denen auf Tour als Mercher und die meinten, die haben sich jeden Abend die Show angeguckt, weil es ist so unfassbar, was da abgeht. Und da freu ich mich schon drauf, auf die Kommentare der Hot Water-Jungs, mir mit denen einen reinzupedern und dann Rammstein anzugucken.
Marcel: Spielt ihr lieber Festival- oder Clubkonzerte?
Jan-Dirk: Wir haben jetzt in München zum Beispiel in einem sehr kleinen Laden gespielt, weil die uns unbedingt haben wollten. Da passen maximal 500 Leute rein. Es war auch ausverkauft. Das war so geil, weil es auch eng ist. Die Leute standen halt links und rechts von der Bühne, vor der Bühne, dir direkt vor deiner Nase. Da habe ich wieder gemerkt, dass ich so kleine Clubkonzerte auch mörder geil finde, weil es direkt ist. Du kriegst den Schweiß von den Leuten ab, die von dir. Das hat total Spaß gemacht. Auf der anderen Seite steht so etwas, wie Hauptbühne Rock am Ring und da stehen dann 50.000 Leute vor der Bühne. Das ist beeindruckend. Da siehst du so viele Leute und die feiern mit dir. Das ist auch geil. Aber ich glaube, dass ich, wenn wir so groß werden würden, dass wir nur noch Stadien spielen würden, dann würde ich das total vermissen in so kleinen Clubs zu spielen. Das habe ich jetzt wieder gemerkt. Wir haben vor zwei Jahren mal so eine Mini-Club-Tour gemacht und da waren wir nur in kleinen Läden. Das macht immer wieder am meisten Spaß. Deshalb machen wir jetzt eine Zusatztour, weil so viele Sachen ausverkauft waren, in Hamburg, Berlin und Köln. In so Mini-Clubs. Da sind die Karten auch Ruckzuck weg. Das sind alles so 300-400er-Läden. Außer in Köln, das ist das Luxor, also der ehemalige Prime Club, das ist schon einigermaßen größer. Aber das ist halt auch, dass die Leute direkt vor deiner Nase stehen. Da freue ich mich schon tierisch drauf.
André: Eine letzte Frage, dann sind wir durch. Wie viele Shows habt ihr jetzt gespielt und interessiert es euch überhaupt noch? Hört man mit dem Zählen nach 300 auf?
Jan-Dirk: Ich glaube, wir sind irgendwo bei 900 und ein paar zerquetschte. Also, wir gehen auf die 1000 zu. Deswegen, wir zählen noch und es interessiert uns auch noch. Aber eigentlich interessiert nicht so richtig die Zahl, sondern einfach nur der Spaß dabei. Das ist das einzige, was wirklich für uns zählt. Sobald uns das keinen Spaß mehr macht, Musik live zu spielen und wir unser Programm runter rasseln, ist der Zeitpunkt, wo wir Schluss machen. Dann macht es für uns keinen Sinn. Wir haben das nie gemacht, um berühmt zu werden oder um Geld zu verdienen. Es ist gut, das es so ist. Aber das ist halt einfach so passiert. Ich glaube, wenn wir irgendwann den Spaß daran verlieren würden und wir müsst