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Datum: 07.03.2009

Im Gespräch mit Bosse

Interview mit Axel Bosse

Bielefeld (ml)    Vor ihrem Konzert im Bielefelder Forum, auf der Visions Party im März haben wir mit Axel Bosse gesprochen.
Dabei ging es um eine Auswahl interessanter Städte, die Jägermeister Rock:Liga und seine damalige Band Hyperchild.

Homepage von Bosse


Ihr seid längere Zeit mit Madsen auf Tour gewesen, wie war die Tour für euch so?
Sehr schön, wir pflegen ja eine hervorragende Bandfreundschaft und haben uns sehr über die Einladung gefreut und haben dann insgesamt vier oder fünf Termine mit denen gespielt. Es gibt dann auch Bands mit denen geht man auch Cafe trinken und guckt sich die Städte an und das war mit den beiden Bands der Fall. Wir waren zusammen in Frankfurt mal unterwegs und haben abends viel getrunken und abends eine gute Zeit gehabt. Das ist immer schön. Ganz oft ist es so, man ist mit einer englischen Band unterwegs und da hat man überhaupt keinen Kontakt. Bei Madsen und Bosse ist das eben anders.

Du hast grad schon angedeutet, die Wegweisung kam quasi von Madsen. Dass die euch angesprochen haben und gesagt haben, hey habt ihr nicht Lust?
Ich weiß gar nicht mehr, wie das so entstanden ist. Also Sebastian und ich sind Freunde, schon ziemlich lange eigentlich auch. Wir haben öfter auch schonmal zusammen gespielt auf irgendwelchen Festivals. Für uns war das so, wir haben eine Live-Pause von mehr als einem Jahr gemacht und da war das eben so als Einstieg zum Album eigentlich perfekt, dass wir sogar noch ein paar Termine gespielt haben und sogar auch noch ein paar Nachholtermine, weil er krank war. Das ist dann immer ein ganz guter Start, wenn man eigentlich vor deinem Publikum oder vor dem Madsenpublikum, was aber am Ende eigentlich auch unsere Zielgruppe ist, dann irgendwie eine Chance hast dich warm zu spielen.

Hat sich denn etwas am Bekanntheitsgrad für euch geändert? Gerade bei der Jägermeister Rock:Liga konnte man sehen, wie das Publikum andauernd nach Axel Bosse geschrien hat.
Ich weiß es nicht. Jedes Album bringt ja auch so etwas mit sich. Komischerweise ist es jetzt so, dass wir mit diesem Indie-Album, also mit unserer eigenen kleinen Firma, gerade mehr spüren, als wir sonst gespürt haben, was den Zuwachs an Newslettereinträgen, MySpace-Clicks, oder Konzerten betrifft. Also wir haben jetzt gerade Hamburg ausverkauft, sind jetzt in Berlin in den großen Postbahnhof verlegt worden und da merkt man schon, dass "3 Millionen" und das Album "Taxi" mehr funktioniert als alles andere, was wir vorher gemacht haben.

Wie ist das für dich? Du bist das dritte Mal innerhalb von 6 Wochen hier in Bielefeld. Erst als Support von Madsen, dann als Sprecher der Jägermeister Rock:Liga und heute hier für die Visions Party. Denkst du dir vielleicht schon eine Wohnung hier in Bielefeld zu nehmen?
Also ich finde, dass ich Bielefeld gerne mag. Der Ringlokschuppen ist ja ziemlich weit außerhalb, da muss man sich schon ein Taxi nehmen. Aber auch das habe ich jedes Mal gemacht. Ich bin eigentlich auch in allen Städten unterwegs, in denen ich bin. Es gibt noch zwei, drei andere Städte in denen ich öfter mal bin. Stuttgart, Cottbus, dann halt Bielefeld und noch so zwei, drei andere. Ich kann an der Stadt nichts schlechtes erkennen. Ich gehe hier dann tagsüber einmal ins Fitness Center. Heute nicht, heute ist es zu spät. Dann trinke ich noch einen Cafe in irgendeiner Studentenkneipe und dann gehe ich in den Club und spiele dann. Ich mag Bielefeld gerne, vielleicht nehme ich mir bald eine Wohnung, das kann sein.

In welchen Clubs warst du denn bisher so in Bielefeld unterwegs?
Eigentlich nur im Forum und im Ringlokschuppen. Und sonst hatte ich so eine Kneipe, die ich ganz schön fand. Da habe ich den Namen jetzt aber vergessen. Das sind, glaube ich, die beiden Clubs in denen ich gespielt habe.

Was gefällt dir besser? Ringlokschuppen vom Flair her oder das Forum, weil es einfach besser zum Indie-Style passt?
Ja, ich glaube zu Bosse passt einfach besser das Forum. Es ist schon ein sehr persönlicher und guter Laden. Der Ringlokschuppen ist dann ja eher für größere Bands gedacht. Den mag ich aber auch gerne. Da kann ich auch nichts gegen sagen. Beides hat für mich eine gute Atmosphäre. Bielefeld kann sich freuen, dass es überhaupt mehrere solche Läden gibt, in denen Bands spielen können, egal welcher Größe.

Das stimmt, da ist Bielefeld sehr gut ausgestattet. Neben dem Forum und dem Ringlokschuppen gibt es da auch noch das Kamp und das AJZ, so dass wirklich ab 150 Leute aufwärts bis 2500 Leute alles bedient werden kann.
Und dazu kommt eben noch. Ganz oft ist es ja auch so, dass du in Städten solche Läden hast. Die sind dann aber schlechter ausgestattet und es spielen viel weniger Bands da, weil es von der Anlage her nicht passt, oder von der Crew. Und hier ist es eben aber so, das haben wir uns letztens noch überlegt, dass eigentlich so eine Stadt wie Berlin genau diese beiden Clubs eigentlich noch bräuchte. Also in der Größenordnung. Und das ist dann schon ein großer Vorteil für so eine, in Anführungszeichen, kleinere Stadt.

Du kommst aus Hamburg. Was verbindet dich mit der Stadt?
Ich bin eigentlich Braunschweiger. Also, ich bin zugezogener Hamburger. Meine Frau ist Hanseatin und hat da schon ihr Leben lang gewohnt und wollte da nicht weg. Dann bin ich irgendwann da hin gezogen. Wir wohnen in Hamburg Blankenese. Das ist ein bißchen außerhalb. Ziemlich dicht an der Elbe mit einem Häuse und einem Garten und wir haben uns das da echt sehr fein zurecht gemacht. Mit Hamburg verbinde ich deshalb eher so Ruhe, Familie, keinen Latte Macchiatto-Strich. Ich bin sehr selten auf der Schanze. Wenn ich überhaupt mal unterwegs bin, dann auf St. Pauli, weil wir da früher gewohnt haben. Ansonsten verbinde ich mit Hamburg eher Entspannung und die Elbe, die ich echt toll finde. Wir haben da so einen kleinen Elbstrand und da hänge ich ziemlich viel rum und lese und mache andere Sachen.

Was denkt man als Braunschweiger über eine Stadt wie Hannover?
Ich bin schon bekennender Eintracht Braunschweig-Fußballfan. Ich hatte aber echt ein paar Freunde in Hannover. Wenn es um Fußball geht, gönne ich Hannover 96 überhaupt nichts, genauso wenig wie dem VFL Wolfsburg. Ist für mich beides indiskutabel. Aber ansonsten kann ich dagegen nichts sagen. Also Hannover Linden ist schon eine ganz tolle Ecke. Und das Capitol ist ein ganz guter Laden. Glocksee gibt es noch und es gibt da für Musiker und auch für Leute, die gerne mal einen Cafe trinken gehen und sich mit Freunden treffen viele Möglichkeiten. Es gibt ein sehr schönes Theater in Hannover. Ich kenn die Stadt offenbar ganz gut und finde sie auch ganz okay.

Erwägst du es vielleicht der Grand Hotel van Cleef-Clique nachzuziehen und nach Berlin zu gehen?
Die haben es im Prinzip andersrum gemacht. Ich hab die letzten sechs Jahr in Berlin gewohnt und dann bin ich seit zwei Jahren in Hamburg. Das heißt, ich hab Berlin schon sechs Jahr gemacht und muss da jetzt nicht wieder hin. Ich habe da aber immer noch eine kleine Wohnung in Friedrichshain und wenn ich da bin, dann penn ich da auch. Ich bin da immer noch gerne, also ich finde die Stadt gut, aber ich zieh da jetzt nicht mit meiner Tochter hin.

Was hat dich damals dazu bewogen, deine ehemalige Band Hyperchild aufzugeben?
Das war bei allen eine ziemlich lang überlegte Entscheidung. Wir haben uns, als ich 17 war, kennen gelernt. Als ich knapp über 20 war, kam dann der "Erfolg". Am Ende war das aber so, dass wir als Band nicht mehr weiter gekommen sind, auch persönlich nicht mehr weiter gekommen sind, wenn es um Musik geht. Wir haben alle noch blendenden Kontakt und sehen uns auf jeden Fall, wenn wir in unserer Heimatstadt sind. Irgendwann war der Punkt da, an dem wir alle wussten, eigentlich war das nie das, was wir alle machen wollten. Wir sind da irgendwie so rein gerutscht. Gerade ich in meinen megajungen Jahren als Frontmann, als Posterboy. Am Ende ist das für mich aber ganz toll, dass ich das mitgemacht habe, sonst würde ich jetzt nicht hier sitzen und mit Bosse hier spielen. Das war für mich der Start in die professionelle Amateurmusik. Das war total wichtig für mich als Grunderfahrung. Ich hab damals Sachen gemacht, die kein anderer Typ, den ich kenne, der so eine Musik macht, wie ich jetzt heute, jemals erlebt hätte. Da zehre ich ganz lange noch von. Ansonsten haben wir uns aufgelöst, weil es eben so nicht mehr weiter ging.

Was hat euch damals bewogen Wonderful Life zu covern?
Die Plattenfirma. Wir haben damals einen Vertrag unterschrieben, in dem wir uns dazu verpflichtet haben, einen Song zu covern, den wir uns am Ende, glaube ich, noch nicht mal richtig aussuchen durften. Wir waren schon so, gar nicht geknebelt, wir wussten schon, worauf wir uns einlassen. Wir fanden es geil einen fett dotierten Deal zu haben, einen Chauffeurdienst und alles das. Das war ja damals auch noch eine gute Zeit, da ging es der Sony Columbia noch blendend. Da haben wir einfach alles bekommen, was wir wollten oder auch nicht wollten. Wir haben das da so mitgemacht, ohne groß zu überlegen. Das finde ich auch komplett normal, als 17- 18-jähriger machst du tausende Sachen. Würde ich meinem kleinen Bruder sagen, dass er einen Plattendeal kriegt, würde der auch ein Bushido-Lied covern.

Mit anderen Worten, heute würdest du das nicht nochmal machen.
Nee, ich würde tausend Sachen nicht nochmal so machen. Am Ende finde ich es gut, dass ich es gemacht habe. Ich stehe da auch komplett zu. Es ist mir auch überhaupt nicht unangenehm oder peinlich. Damals in der Zeit, das war ich dann irgendwie. Egal, ob ich es gut oder schlecht fand, ich hab es ja gemacht. Das wird schon irgendwie seine Gründe gehabt haben. So nochmal machen, würde ich jetzt keinem empfehlen. Geh mal mit sieben Songs zu einer Plattenfirma, cover zwei oder drei Songs und spiel in Fernsehshows, wo Milliarden von Zuschauern zugucken und frag dich danach, warum du das eigentlich machst. Das hat schon so eine kleine Tragik an sich. Abgesehen davon hast du natürlich immer ganz viel Spaß und wenn du Musik machst, ist Musik eben auch nur immer ein ganz kleiner Anteil. Das heißt, du reist sehr viel, fliegst viel Flugzeug, kannst dir alles angucken. Wir waren damals auch sehr oft im Ausland. Das sind alles schon tolle Erfahrungen.

Wie kam denn dann Bosse zu Stande?
Bosse kam direkt nach Hyperchild. Ich bin erstmal nach Spanien abgehauen. Damals hatte ich ganz schön viel Geld, weil wir einfach auch viel Geld verdient haben. Dann bin ich für ein Jahr nach Ibiza und Valencia gegangen. Mit einem Freund bin ich rüber und wir wollten auch für immer da bleiben. Das hat aber nicht funktioniert. Dann hab ich mir da überlegt, dass wenn ich nochmal Musik mache, dass dann komplett ohne Band mache, mit meinem Namen, mit eigenen Songs, ohne diskutieren zu müssen und ohne Erfolgsdruck. Dann hab ich das gemacht und hab eben meine alten Freunde aus Wuppertal angerufen. Die waren sofort mit dabei, weil deren Bands sich auch aufgelöst haben. Dann haben wir ein paar Mal geprobt und haben gesagt, okay, wir machen jetzt Bosse.

Wie bist du zu der Rolle als Stadionsprecher bei der Jägermeister Rock:Liga gekommen?
Wir haben mit Bosse die erste oder zweite Jägermeister Rock:Liga gespielt. Ich war immer derjenige, der sich sehr oft über die Moderation beschwert hat. Wir haben immer mit einem sehr ruhigen Song angefangen und der Typ war immer so lustig. Die Zuschauer fanden es auch überhaupt nicht lustig. Dann hab ich irgendwann das Maul aufgemacht und gesagt, dass geht nicht, halt das Maul. Drei Jahre später rief dann Jägermeister an und hat gesagt, du hast damals doch so eine große Fresse gehabt, jetzt mach es mal selber. Und dann habe ich nein gesagt, weil ich das zu erst nicht wollte. Ich bin ja auch kein Moderator. Dann kamen die Bands, die mitgespielt haben, Sparta, Ash und so. Da hab ich dann sofort zugesagt, weil ich das auch als Booking gut fand und interessant mit den Leuten unterwegs zu sein. Mittlerweile stehe ich da total drauf. Ich mache das total gerne. Es ist jeden Abend wieder eine neue Herausforderung, weil moderieren ist eben anders als Musik machen. Wir legen ja jetzt auch bald wieder los. Ich freue mich da immer total drauf.

Was habt ihr jetzt in nächster Zeit vor?
Wir sind jetzt erstmal auf Taxi-Tour. Dann geht es schon mit Sommerfestivals los. Und im Herbst kommt eine Zusatztour. Im Moment haben wir den Osten ausgelassen. Der kommt dann. Den spielen wir im Moment nicht, weil wir da eine Menge Festivals spielen. Dann kommt im Winter eine Unplugged-Tour.

Du hast grad schon ein wichtiges Thema mit den Festivals angesprochen. Welche Festivals sind denn bei euch in Planung oder welche Festivals würdet ihr gerne mal spielen?
Alle Festivals, die ich gerne mal spielen würde, spielen wir dieses Jahr. Aber ich kann noch keines davon nennen, weil es noch solche Sachen, wie Gebietsschutz und Bestätigungen und wann der Veranstalter damit raus geht gibt. Wir spielen auf jeden Fall die guten Festivals.

Mit wem würdet ihr bzw. du gerne mal zusammen arbeiten?
Im Moment mag ich den Stuart Price von Zoot Woman ganz gerne. Den habe ich auch schon kennen gelernt. Mit dem war ich mal unterwegs, da war der drei, vier Abende auch mit. Wegen der Jägermeister Rock:Liga. Das ist ein Typ, mit dem würde ich gerne mal arbeiten. Ansonsten habe ich mal Bock auf so einen Typen, der ganz woanders her kommt. Vielleicht so ein schmieriger Ami-Hip-Hop-Produzent. Mit solchen Leuten würde ich gerne mal arbeiten. Einen Popsong verfremden, durch komische Hip Hop-Beats. Das finde ich gut.

Du hast ja jetzt sozusagen zwei völlig verschiedene Bands miterlebt. Einmal Hyperchild und jetzt gerade Bosse. Was kannst du anderen Musikern empfehlen, was sie beachten sollten, wenn sie bekannt werden wollen bzw. Konzerte spielen wollen?
Beachten muss man eigentlich nicht viel, aber dafür dann die zwei, drei Sachen, die man beachten, die muss man auf jeden Fall dann so beachten. Ich würde nie zu früh einen Plattenvertrag unterschreiben. Ich würde immer gucken, mit wem ich arbeite. Ich würde immer mit einem Anwalt zusammen arbeiten, wenn es um Verträge geht. Und ich würde erstmal 250 Live-Konzerte gespielt haben, bevor ich überhaupt irgendwas veröffentliche.

Danke für das Interview.

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