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Kleine Schwächen, aber viele Höhen

Das war das Omas Teich 2011

Großefehn (m2w)    Am vergangenen Wochenende ging im Norden das Omas Teich-Festival über die Bühne. Vor 9.000 Besuchern spielten an zwei Tagen unter anderem Zebrahead, Danko Jones, Madsen, Royal Republic und Turbostaat groß gefeierte Konzerte

Fotos zum Festival
Homepage von Omas Teich


Schon Donnerstag reisen viele Festivalbesucher an, obwohl der erste Tag mit Live-Musik erst der Freitag ist. Für diese früh angereisten Festivalfans gibt es allerdings auch schon eine Eröffnungsparty im Zelt und es sind viele Leute bereits am Donnerstag angereist.
Denn schon am Freitagmorgen vermelden die Veranstalter vom Omas Teich, dass zwei Campingplätze zu 95 % ausgelastet sind und deswegen jetzt ein dritter geöffnet wird.
Das sorgt natürlich für Chaos, zumal es bei den Wohnmobilplätzen ähnlich aussieht.


Viel Popmusik am Freitag

Aber am Ende können alle ihre Herbergen für ein bis drei Nächte dann doch noch rechtzeitig beziehen, so dass sich einige Besucher schon den Auftritt des Bandcontest-Gewinners Hurricane Dean (Fotos) anschauen können. Dieser wurde spontan ins Zelt verlegt, weil And So I Watch You From Afar kurzfristig abgesagt haben. Wahrscheinlich ist dies sogar besser für den Festivalopener, der so vor einem schon halbwegs gut gefüllten Zelt spielen kann und nicht vor einem leeren Platz auf der großen Bühne spielt.

Auf der Hauptbühne startet das Programm mit den Schweden von Molotov Jive (Fotos). Mit ihrem hüpfenden Flummi von Sänger Anton Annersand erinnern sie dann auch ein wenig an ihre Landsleute von The Hives, zumal die Musik auch nichtmal so unterschiedlich ist. Dafür, dass gerade erst die zweite Band des Nachmittags die Bühne betreten hat füllt sich auch das Festivalgelände schon gut. Zumindest auf dem Freitag startet das Programm um 3 Uhr nachmittags aber auch erst spät.

Während Molotov Jive noch spielen bauen die Three Yard Foxes (Fotos) bereits ihr Equipment auf der Zeltbühne auf. Sie spielen direkt im Anschluss an die Band auf der Hauptbühne. Generell kann sich der Musikfan beim Omas Teich-Festival alle Bands anschauen, die spielen. Die zwei Bühnen wechseln sich immer ab und wenn man sich geschickt positioniert würde nach jeder Band eine 180-Grad-Drehung ausreichen und man kann bis zu 12 Stunden an einem Ort verweilen.

Vor dem Festivalgelände wurden die Schlangen an den Einlässen nun immer länger. Viele Festivalbesucher sind dieses Jahr nicht wegen den Rockbands angereist, sondern nur um die beiden Hip Hop-Acts am Freitag und Samstag zu sehen. Der Freitags-Act ist Marteria (Fotos). Am Samstag geht mit Casper dann ein noch viel größerer auf die Bühne. Und einzig und allein Marteria sollte mit etwas stumpfen Texten, etwas nervigen Liedern und der Verhunzung von Prodigy- und Rage Agains The Machine-Songs mit seinen Texten ein richtiger Schwachpunkt des Festivals bleiben, wenn man mal von zu wenig sanitären Anlagen, wie wassergespülten Toiletten und Duschen absieht.

Für Marteria entschädigen dann aber Timid Tiger (Fotos) mit einer, wie immer grandiosen Show. Gestartet wurde mit Electric Island und seitdem hielt das Publikum nichts mehr fest und die Band anscheinend auch nicht. Das Publikum hüpfte und tanzte ausgiebig, so dass sogar die Absperrung vor der Bühne gewackelt hat. Auch Sänger Keshav PuruShotham wurde die Bühne zu klein und so vollführte er Kletteraktionen auf die Boxentürme seitlich der Bühne.
Auch ihr Cover Ina Meena Deeka wurde laut gefeiert und so rissen sich die Fans um die wenigen Plätze als Textgirl oder Textboy mit Pappe in der Hand auf der Bühne.

Zum Tanzen regt aber nicht nur Timid Tiger an, sondern auch das The Go! Team (Fotos). Dieses Team mit dem richtungsweisenden Namen hüllt nicht nur die Bühne mit ihren Outfits bunt ein, sondern bringt auch sehr erfrischende Musik auf dieselbige. Partymusik vom feinsten mit verdammt guten Musikern.

Verdammt gut sind übrigens auch Blackmail (Fotos). Nachdem diese sich von Aydo Abay getrennt haben war es erst einmal eine lange Zeit still um die Band. Jetzt sind sie zurück mit ihrem neuem Sänger Mathias Reetz und klingen wesentlich frischer, jünger und unverbrauchter als noch zu den Zeiten mit Aydo Abay. Definitiv ist der Neuzugang für Blackmail die richtige Wahl gewesen.

Die richtige Wahl ist mit Sicherheit auch Danko Jones (Fotos). Die Band um den gleichnamigen Frontmann überzeugt mit harten Gitarrenriffs und eingängigem Gesang. Anders als sonst darf sich das Publikum wundern, dass die Band eine gute halbe Stunde ohne Unterbrechung ihre Instrumente bedient. Geredet wird danach und das ebenfalls eine gefühlte halbe Stunde lang. Trotzdem lässt sich noch Musik unterbringen und das Publikum wird nach einer Stunde kaputt aber glücklich ins Zelt entlassen.

Dort geht es mit The Thermals (Fotos) nicht ganz so hoch her. Hier hat die Menge dann noch einmal die Chance sich ein wenig für den Headliner auszuruhen. Einige wenige, die sich zu Danko Jones noch nicht genügend verausgabt haben, tanzen hier aber weiter.

Der große und großartige Headliner des Freitagabend sind Wir sind Helden (Fotos). Die sympathische Band bringt mittlerweile vier Alben ins Rennen und gehört mit zu den erfolgreichsten Musikern, die Deutschland zu bieten hat. Möglich machen dies Melodien und Texte, die einfach hängen bleiben und weil die Band ernst genommen werden will sind die Texte auch mit einer gehörigen Portion Sozialkritik bestückt. Mit viel 80er-Jahre-Melodien im Stil der Neuen Deutschen Welle wurde die Band erfolgreich. Seit ihren ersten Erfolgen ist mittlerweile fast ein ganzes Jahrzehnt vergangen und die Band hat sich umorientiert. Es ist ruhiger geworden und die Lieder ernster. Nicht mehr ganz so schnell, aber wesentlich weiter entwickelter. Ihren neuen Songs wird andächtig gelauscht in den meisten Fällen. Natürlich dürfen aber dann auch Klassiker, wie Guten Tag oder Nur ein Wort nicht fehlen. Diese regen immer noch zum Tanzen und Mitsingen an. Wer Denkmal erwartet wäre sogar fast enttäuscht worden. Die Band liegt schon über der Zeit und hat den Song noch immer nicht gespielt. Die Bühnenleitung sagt jedoch, dass sie Denkmal noch spielen dürfen. Dafür fiel das komplette dritte Album aus.

Bratze (Fotos) beschließen den Freitagabend. Noch während die Helden Denkmal anstimmen wollen die Fans vor der Zeltbühne schon ihren Headliner sehen. Eine Hamburger Elektro-Band, angestellt bei Audiolith. Auch sie üben in ihren Songs ordentliche Sozialkritik aus, vor allen Dingen drücken sie auf eine subtile Art und Weise aus, dass sie mit zahlreichen Eigenarten der Jugendkultur nichts anfangen können. Klischeebilder, die direkt vor der Bühne von ihrem Publikum bedient werden, die sich teils schräge Outfits mit Leuchtstäben zusammen basteln. Nach einer Stunde ist hier jedoch auch Schluß und Bratze machen Platz für ihre Labelkollegen Krink und Rampue, die noch bis tief in die Nacht Beats für die wenigen feierwilligen Festivalbesucher im Zelt auflegen werden.
Der Rest der Festivalbesucher legt sich entweder zum Schlaf ins Zelt oder bleibt so lange beim Karaoke auf dem Festivalgelände bis das Macbook den Halt verliert und zu Boden stürzt.

Am Samstag beginnt das Programm schon früh um 12. Viele können aber sowieso nicht so lange in ihren Zelten schlafen, so dass sie vorher schon bei Omas Teichgames mitgemacht haben, oder sofern skateboarderische Fähigkeiten da sind, sich auch an der Halfpipe versucht haben.


Härtere Klänge gibt es am Samstag

Der Samstag wird wieder im Zelt eröffnet. Rampage (Fotos) spielen leider noch vor einem leeren Feld, welches sich nur langsam füllt.

Besser trifft es da schon die energiegeladenen Findus (Fotos), deren Performance zwar immer noch nicht allzu viele Besucher hat, aber schon mehr als die von Rampage. Ihr Bestes gibt die Punkrock-Band dennoch. So ist es gerade der Sänger, der nah an seine Fans ran möchte und dafür auch schonmal ohne Rücksicht auf Verluste durch den Bühnengraben rennt.

Auch Three Chord Society (Fotos) nehmen keine Rücksicht auf Verluste. Zumindest musikalisch geben sie alles. Das Publikum allerdings auch. Mit einem Solitary Man Records-Shirt auf der Bühne kann man sich auf solchen Festivals aber auch nur Freunde machen.

Der gesamte Mittag auf dem Omas Teich hat sich den härteren Gangarten der Rockmusik verschrieben. Auch mit The Blackout Argument (Fotos) tritt eine härtere Band auf, die Post Hardcore machen. Harte Gitarrenriffs wechseln sich ab mit Screamparts von Sinan Akilli.

The Cads (Fotos) lassen es dann als Britpop-Band etwas ruhiger angehen. Leider auch nicht ganz so abwechslungsreich wie die zuvorigen Bands.

The Skatoons (Fotos) bieten dann aber wieder die Abwechslung. Wie der Name schon sagt, machen die Skatoons Ska. Und zwar Ska vom feinsten. Mit einer super Bläsergruppe und tollen Melodien kommt auch in das, an diesem Tag 17 ° kalte, Großefehn die Sonne.

Auch Adolar (Fotos) bieten wieder Abwechslung. Als Post Hardcore Band sicherlich nicht ganz so viel, wie die Skatoons, aber es reicht zum ausgiebigen Pogo aus. Pogen im Zelt ist auch erlebt, da der Boden ohnehin schon seit Donnerstag aussieht, als wäre eine Elefantenherde rüber getrampelt.

Das Wort Trampeln ist im Zusammenhang mit Pogo sicherlich die richtige Wortwahl. Denn nach Adolar kommt der erste richtig große Act des Samstags auf die Bühne: Royal Republic (Fotos). Die Band legt gleich richtig los und gibt Songs, wie Full steam spacemachine oder auch Tommy-gun zum Besten. Nicht ohne ihren Witz dabei zu verlieren, denn selbst der darf bei der Band nicht zu kurz kommen. So werden Chuck Norris-Witze gerissen und das dieser zwar auf dem Mars alles Leben ausgelöscht, Royal Republic aber schon den Uranus besucht haben.

Auch Herrenmagazin (Fotos) geben alles, können allerdings mit ihrem eher sanfteren Indie-Pop die Stimmung von Royal Republic, bei denen teilwiese zeitgleich vier Crowdsurfer Richtung Bühne schwebten, nicht aufrecht erhalten.

Dies schafft allerdings der neue Breakthrough-Artist Casper (Fotos). Obwohl er Hip Hopper ist könnte man sich an Hand des Moshpits, der Circle Pits, den vielen Crowd Surfern und einer angeleiteten Wall of Death denken, man sei auf einem Punkrock-Konzert.

Station 17 (Fotos) bieten für das komplette Wochenende Kontrastprogramm. Die Band setzt sich aus Musikern mit und Musikern ohne Behinderung zusammen. Auch wenn sich die Musik nicht in das Bild des Omas Teich passen möchte, ist die Idee, die dahinter steckt jedoch umso toller und originell, auch wenn die Musiker mittlerweile seit 20 Jahren Musik machen. Unser vollster Respekt dafür so ein Projekt über so viele Jahre durchzuziehen!

Zebrahead (Fotos) haben dann die härteren Gangarten zurück geholt. Die Punkband lieferte eine beeindruckende Show ab mit allen Höhen, die zu so einem Konzert dazu gehören. Mit viel Publikumsinteraktion, wie den Kommentaren zu einer Kondomaufblasaktion im Publikum oder mehreren Sitzparts im Publikum hat das Konzert wohl jedem Spaß gemacht, der auf laute Musik steht. Einzig und allein ein negativer Aspekt bleibt: Das Zebra ist gelb-schwarz gestreift und nicht weiß-schwarz!

Gefühlt genauso laut, wie Zebrahead sind die total maskierten Bondage Fairies (Fotos), so dass nach diesen Schlägen für die Ohren Madsen (Fotos) im Anschluss fast wie seichte Popmusik klangen. Dennoch haben wirklich alle ihre Songs von Du schreibst Geschichte bis Perfektion mitgesungen.

Genauso auch bei Turbostaat (Fotos), die zwar nicht so viele Mitsingtexte, wie Madsen haben, aber mindestens doppelt so druckvoll auf der Bühne sind. Trotz der Kälte an dem Abend wird es im Zelt somit heiß zu Songs, wie Harm Rochel oder Vormann Leiss. Erstaunlich, da Sänger Jan Wiggemeier schon am kompletten Freitag und Samstag öfters im Publikum gesichtet worden ist und wahrscheinlich genauso wenig Schlaf, wie die meisten Festivalbesucher bekommen hat.

Musiker im Publikum ist ohnehin ein Thema. Omas Teich ist so familiär, dass sich mehrere Musiker vor oder nach ihren Auftritten auf dem Campingplatz blicken lassen oder auch unters Publikum mischen. Tom Smith von den Editors (Fotos) gehört da wahrscheinlich genauso wenig dazu, wie Judith Holofernes von Wir sind Helden. Die beiden haben einfach zu bekannte Gesicher, um einigermaßen unbehelligt über den Platz laufen zu können. Dennoch wurde der Editors-Auftritt super. Sowohl die alten Songs als auch die neuen können jeweils auf ihre eigene Weise überzeugen, obwohl gerade die steril klingenden neuen Songs nichts mehr gemeinsam mit den Liedern der ersten zwei Alben haben. Auch die Band rückt mehr in den Hintergrund, da die Musik genauso gut aus einem Computer kommen könnte mit ihren vielen Synthesizern. Unterstütz wurde dies auf der Bühne durch das Licht, in dem nur Tom Smith es genoss einen Spot zu haben.

Das Programm schloss der Folk-Rocker Frank Turner (Fotos) ab. Mit einem Klassiker wurde auch noch das anwesende Publikum dazu aufgefordert mitzusingen: Dancing Queen. Nach Aussage von Frank Turner: Wer den Text nicht kennt hat sich die letzten Jahre vergraben.

Mit Frank Turner ging dann auch ein sehr tolles Wochenende mit lauter tollen Bands zu Ende. Einzig und allein die sanitären Anlagen (wassergespülte Toiletten und mehr Duschen) und die Campingplatzsituation am Freitag lassen Wünsche offen. Aber wenn die Veranstalter es schaffen aus den Fehlern in diesem Jahr zu lernen und sie zu beheben, bleibt bei dem tollen Booking nichts anderes übrig, als auch 2012 an Omas Teich zu fahren. Diesen suchen wir übrigens immer noch vergebens. Aber das ist angesichts der vielen tollen Eindrücke eher nebensächlich.
Ach ja, ein Handbrotstand muss da auch noch unbedingt hin.

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