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Datum: 01.05.2011

The Wombats im Interview

Wir wollten immer Teil einer Band sein

Köln (m2w)    von Frederieke Müller und Marcel Linke - The Wombats sind wieder da. Seit Freitag ist ihr Album "This Modern Glitch" veröffentlicht. Wir führten mit Schlagzeuger Dan und Bassist Tord ein Interview und sprachen mit ihnen über das neue Album, über das Thema Japan und über beeindruckende Konzerte.

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In der Vergangenheit musstet ihr einige Konzerttermine ausfallen lassen. Unter anderem beim melt!-Festival. Es hieß, dass ihr an neuem Material arbeitet. Welches war das und warum hat es immer noch so lange gedauert, um das zweite Album zu veröffentlichen?
Tord: Das war witzig. Es hat uns niemand wirklich gefragt, ob wir das Festival spielen wollen. Sie haben es einfach gebucht.
Dan: Unsere Managements haben das Festival gebucht, ohne Rücksprache mit uns zu halten.
Tord: Wir waren im Studio, haben Material aufgenommen, also konnten wir das Festival nicht in Angriff nehmen. Wir haben es also nie bestätigt, niemals "Ja" gesagt.

Also, wenn ihr gebucht werdet, bestätigt ihr immer selber die Termine?
Dan: Ja, wir sagen immer, ob wir einen Termin in Angriff nehmen. In seltenen Fällen, wenn wir zum Beispiel im Studio sind, müssen wir halt abwägen, was wichtiger ist.


Wir machen das, was uns Spaß macht

Der Sound auf "This Modern Glitch" hat sich im Gegensatz zum ersten Album geändert. Ihr habt mehr elektronische Komponenten und die Struktur der Songs ist organisierter. Würdet ihr dieser Beschreibung zustimmen und wir würdet ihr es selber beschreiben?
Dan: Das ist eine sehr akkurate Beschreibung. Wir haben mit Synthesizern angefangen, um zu schauen, wie wir die Band in eine etwas andere Richtung bewegen können. Wir haben anderthalb Jahre benötigt, um zu diesem neuen Sound zu finden. Dann hat es noch ein halbes Jahr gedauert, damit wir Songs schreiben konnten mit denen wir selber glücklich waren. In den nächsten sechs Monaten kamen dann 6 der Songs, die auf dem Album drauf sind. Da waren wir dann wirklich produktiv. Dass die Songs besser organisiert sind? Ja, vielleicht. Wir haben mehr Zeit in die Arrangements investiert, auch mehr Zeit im Studio verbracht.
Tord: Das Album ist polierter. Außerdem auch besser durchdacht.
Dan: Insgesamt haben wir mehr Zeit investiert. Wir hatten auch für alle Songs verschiedene Ideen, verschiedene Melodien, verschiedene Akkorde, die wir dann ausprobiert haben.

Also habt ihr dieses Mal mehr Experimente gemacht, bevor ihr einen Song für das Album genommen habt?
Tord: Ja, bei den alten Songs war es in etwa so. Wir haben einen Song geschrieben und dann ein Konzert gespielt. Die kamen sehr natürlich zu Stande. Einige der neuen Songs waren so, wie wir sie geschrieben haben dann auch schon komplett fertig.
Dan: Einige waren halt fertiger und einige noch nicht so sehr. "Tokyo", zum Beispiel, hat sich nicht sehr geändert. Andere Lieder, wie "1996", hatten nicht einmal einen Refrain. Auch Akkorde wurden dann geändert, nachdem wir Lieder schon aufgenommen hatten. Wir hatten zu Anfang nie 100 Prozent aller Ideen zu allen Parts. Das Experimentieren hat auch Spaß gemacht, manchmal war es dann aber auch enttäuschend, weil man nie wusste, ob das jetzt das Beste ist, was man gemacht hat.

Wieso habt ihr euer Album "This Modern Glitch" genannt?
Dan: Es sind die Lyrics vom Song "1996". Es beschreibt auch das Album sehr gut. "Glitch" steht normalerweise für einen Fehler in einem Computersystem.

Wie kamt ihr auf einen Computerfehler?
Dan: Das Gehirn ist wie ein Kontrollsystem für den Körper. Es geht darum, was in deinem Kopf vorgeht. Wir glauben, dass das Album hauptsächlich über interne Probleme ist.

Es gibt viele Videos von euch bei YouTube auf denen ihr viele witzige Dinge macht. Beispielsweise trinkt ihr da Jägermeister, als ob es ein Werbeclip war. Es gibt ein Video "Backfire On The Subway". Was ist die Geschichte hinter diesem Video und kannte irgendjemand in der U-Bahn eure Musik schon vorher?
Tord: Das war komplett spontan.
Dan: Wir waren beim SXSW Festival.
Tord: Wir wollten "Backfire At The Disco" an mehreren Orten aufführen. Wir sind also in die erste U-Bahn rein, die wir kriegen konnten mit unserem Kameramann. Keiner der Menschen in der U-Bahn kannte unsere Musik bevor.
Dan: Es war sehr interessant.

Würdet ihr euch denn generell als witzige Band ansehen? Einige eurer Texte sind ja auch sehr ironisch.
Tord: Nein, das würde ich nicht sagen. Wir sind zwar keine todernste Band. Das kann man ja durchaus auf unseren Videos sehen. Es hat aber nicht viel mit unserer Musik zu tun.
Dan: Wir wollen einfach nur eine tolle Zeit haben. Wenn jemand sagt, komm gehen wir in einen Pizzaladen, um ein Video mit einem Banjo zu drehen, machen wir das, weil es nach Spaß klingt.


Wir wollten immer Teil einer Band sein

Es gibt derzeit in der Welt auf alle Fälle sehr ernste Themen. Die erste Single eures neuen Albums heißt "Tokyo". Dieser Song ist noch vor der Katastrophe in Japan aufgenommen worden und erschienen. Wie handhabt ihr das Thema Japan auf euren Konzerten?
Dan: Wir sagen immer, dass man auch immer mit ein paar Gedanken bei den Menschen in Japan sein sollte. Leute, die bei uns auf der Gästeliste stehen sollen zum Beispiel auch für das Japanische Rote Kreuz spenden. Wir haben das in Norwegen so gehandhabt und wir machen das in Deutschland auch so. Wir versuchen auf verschiedenen Wegen zu helfen.

Seid ihr jemals in Japan gewesen?
Dan: Ja, wir sind da schon einige Male gewesen. Wir hatten da immer eine großartige Zeit.
Tord: Wir mögen die Kultur und das Essen.
Dan: Man kann auch nicht glauben, was da passiert ist. Als wir da gewesen sind haben wir niemals an diese Gefahren, Erdbeben, Tsunamis und nukleare Verseuchung, gedacht. Das ist eher so wie im Film. Das ist einfach schrecklich.

Ihr habt dort eure ersten zwei Veröffentlichungen gehabt und seid auch für Konzerte in Japan gewesen. Wie zelebriert das dortige Publikum eure Musik?
Tord: Es ist so, dass die Leute da unsere Musik sehr mögen. Wobei sie wahrscheinlich auch etwas verwirrt waren, weil wir ein Album über ein kleines Label da veröffentlicht haben und dann wurden wir in England unter Vertrag genommen und haben das eigentlich erste Album wiederveröffentlicht. Die Hälfte war dann von diesem Album.

Ihr habt alle drei am "Liverpool Institute For Performing Arts" studiert. In Deutschland ist es so, dass viele Musikstudenten hinterher eine Karriere im Bereich klassische Musik machen oder als Musiklehrer an einer Schule. Habt ihr jemals daran gedacht Teil einer erfolgreichen Indie-Band zu sein, als ihr studiert habt?
Dan: Wir wollten immer Teil einer Band sein. Wir sind auch während des Studiums immer in irgendwelchen Bands gewesen. Damit haben wir angefangen als wir 15 Jahre alt waren.
Tord: Ich habe daran gedacht, als ich 13 war und mit Bass angefangen habe. Zu erst habe ich dann angefangen vor den Freunden meiner Eltern zu spielen und da denkt man sich schon. Ich werde ein Rockstar. Ohne Witz.
Dan: Man hofft natürlich immer, dass die Dinge so werden. Es war allerdings zu erst unerreichbar. Es ist toll einen Traum zu haben, der dann auch wahr wird. Das ist großartig.


Unser beeindruckendstes Konzert war in der Royal Albert Hall

Was war denn euer beeindruckendstes Erlebnis in eurer gesamten Karriere?
Dan: Erst einmal, dass wir dieses Album fertig gestellt haben. Es hat sehr lange gedauert und der Fakt, dass es jetzt veröffentlicht wird, das fühlt sich sehr beeindruckend an.

Gibt es auch irgendwelche Konzerte, die euch beeindruckt haben?
Dan: Ja, wir haben zum Beispiel in der Royal Albert Hall gespielt. Es waren 4000 Leute da. Dann auch noch Momente, wie das Glastonbury mit 40.000 Besuchern vor der Bühne. Es gab lauter Momente, wie diesen, die wirklich großartig waren.
Tord: Einer meiner favorisierten Auftritte war tatsächlich in Deutschland. Das Hurricane Festival. Wir sind auf die Bühne gekommen und haben nicht damit gerechnet, dass da so viele Leute vor der Bühne waren. Wir würden es immer wieder spielen.

Ich habe einige Publikumsvideos von eurem Gig in der Royal Albert Hall gesehen. War das einer eurer eigenen Gigs oder seid ihr da als Support gewesen? Normalerweise hört man ja nur von Musikern, wie Eric Clapton, die da spielen dürfen.
Dan: Ja, das war unser eigener Gig. Das war verrückt. Es gibt eine Initiative, die junge Bands dafür gewinnen möchte, dort zu spielen. Es wird bei jungen Bands nicht gerade als ein cooler Platz für Gigs angesehen.
Tord: Wie du geschon gesagt hast assoziiert man die Royal Albert Hall halt mit Eric Clapton oder klassischer Musik, nicht unbedingt mit Indie Bands.
Dan: Außerdem können die meisten jungen Bands es sich nicht leisten da zu spielen. Es kostet ziemlich viel die Royal Albert Hall zu mieten. Es gibt dann einen speziellen Deal. Als Band darf man nicht so viel nehmen, aber sie werden dir auch nur wenig Miete berechnen, so dass es auch für jüngere Menschen finanziell machbar wird sich das Konzert anzuschauen. Wir haben dann auch diesen Deal gemacht, um dort spielen zu können.
Tord: Es war eine wunderbare Erfahrung.

Was sind eure Pläne für das nächste Jahr?
Tord: Tour, Tour, Tour.
Dan: Die Konzerte stehen bei uns bis Weihnachten Schlange. Wir haben auch sehr viele Festivals im Sommer, wir werden auch wieder auf dem Hurricane und dem Southside vertreten sein.
Tord: Außerdem spielen wir auch auf dem Haldern Pop.

Danke für das Interview.

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