Das ist Kunst
Archive kommen in den Ringlokschuppen
Bielefeld (ml) Archive kommen in den Ringlokschuppen Bielefeld. Die Band, die wohl eher ein Kollektiv aus Musikkünstlern ist wird dort am 03. März gastieren. Mit dabei haben sie keinen Support-Act, aber einen Support-Film, der dem Publikum vor ihrem Konzertprogramm gezeigt wird. Wir sind gespannt, wie das aussieht.Archive kommen in den Ringlokschuppen Bielefeld. Foto: FKP Scorpio
Tja, Archive. Jeder Text, den man schreibt, würde dieser Band wohl nicht gerecht werden. Trotzdem versuchen wir es.
Unterschätzt wäre wohl ein Wort, was man hier auf alle Fälle anbringen müsste. Archive machen keine halben Sachen, sondern erfinden sich mit jedem Album neu und jedes Album hat mindestens das Prädikat bombastisch verdient. Dies schaffen sie nicht nur durch das Songwriting von Darius Keeler, sondern auch durch die schiere Anzahl Musikern, die sie aufbieten. 11 Personen legen einen Klangteppich, der nicht nur Rock-, Pop- und Hip-Hop-Anteile in die Songs steuert, sondern sie auch zu wahren Symphonien des Progressive Rocks macht.
Archive sind eine von sehr wenigen Bands, die nicht nur einen Lead-Sänger haben, sondern eine ganze Palette von Lead-Sängern und -Sängerinnen, die sich gegenseitig abwechseln.
Dadurch unterscheiden sich die Songs und Arrangements der Band sehr stark voneinander. Ein Konzert der Band darf man sich vorstellen, als würde man Led Zeppelin, Pink Floyd und Muse nebeneinander auf eine Bühne stellen und nacheinander Songs spielen lassen.
Das, was man von der Band auch live hört, mag schwer zugänglich sein, definitiv sollte man die Musik von Archive aber als Kunst verstehen. Es gibt diese berühmte Unterscheidung zwischen U-Musik (Unterhaltungs-Musik) und E-Musik (ernste Musik). Kann man die meisten Pop-/Rock-Bands dem Bereich der U-Musik zuordnen ist Archive eher dem Bereich der E-Musik zuzuordnen. Sozusagen die moderne Art von klassischer Musik. Beethoven und Mozart des 21. Jahrhunderts.
Archive spielen mit Elementen aus dem Minimal-Bereich, aus dem Prog-Rock-Bereich und aus dem Synth-Pop-Bereich. Diese experimentelle Vielfalt und die Tatsache sich keine Konventionen auflegen zu wollen erzeugt auch einen hohen Output. 9 reguläre Studioalben hat die Band seit 1996 veröffentlicht. Davon drei - Restriction (2015), Axiom (2014) und With Us Until You're Dead (2012) - in den letzten drei Jahren.
Als ob es mit der Kunst hier nicht genug sei bringt die Band auch einen Film mit auf Tour. "Jedes Mal, wenn wir wieder ein Album eingespielt hatten, sagte man uns, es klinge wie der Soundtrack zu einem Film, den es noch nicht gibt. Und deshalb haben wir dieses Mal beschlossen, selbst den Film dazu zu machen.", so Keeler. Vor der Show wird deswegen ein 40-minütiger Kurzfilm live vor Publikum gezeigt. Das geschieht auch nur selten, dass die Macher eines Films bei den Vorstellungen dieses Films mit dabei sind. Dafür gibt es natürlich keinen Support. Fraglich ist aber ohnehin, welche Vorgruppe man hätte einladen können. Wie der Film als "Vorfilm" wirkt, bleibt abzuwarten. Die Idee an sich ist aber schon großartig, sodass ein Hingehen für jegliche Musikliebhaber Pflicht sein sollte.