17. Auflage des Rock on the Beach im Senner Walsbad
Sommer, Sonne und Musik
Bielefeld (bs) Am vergangenen Samstag fand im Waldbad in Bielefeld-Senne das jährliche Rock on the Beach statt. Vierzehn Bands, größtenteils aus der Region, boten auf zwei Bühnen bei bestem Wetter mitreißende Shows.
Foto: Bastian Sylvester
Die diesjährige Auflage eröffneten Faber Died. Ein Festival zu eröffnen ist mitunter eine komplizierte Angelegenheit.
Zum Einen kann es vorkommen, dass die Veranstaltung noch nicht so gut besucht ist, zum Anderen erwarten vielleicht die Besucher nicht allzu viel von einem Opener. Für die drei Jungs etwas schade, denn mit ihrer Show hätten sie deutlich mehr Publikum verdient, aber so ist das eben. Zumal parallel zum Rock on the Beach der Carnival der Kulturen in der Innenstadt Bielefelds stattfand, der mit Sicherheit den einen oder anderen potenziellen Besucher davon abgehalten hat, ins Waldbad zu kommen. Da beim Rock on the Beach auf zwei Bühnen gespielt wird, sind die Umbaupausen entsprechend kurz. Und so ging es auf der Autohaus Sprungmann-Bühne schnell mit Secret Haven weiter. Die sechsköpfige Band begeisterte die anwesenden Zuschauer mit rockigen Rhythmen. Währenddessen bereiteten sich auf der anderen Bühne (Volksbank-Bühne) All Nine Yards auf ihren Auftritt vor. Nach den letzten Klängen von Secret Haven ging es dann fast nahtlos auf der Nachbarbühne weiter. Mit All Nine Yards gab es dann das erste harte Geknüppel auf die Ohren. Ein Mix aus Hardrock, Grunge, Rock und Metal lud zum Headbangen ein. Angesichts der Temperaturen und der recht hohen Luftfeuchtigkeit schon eine Herausforderung. All Nine Yards gewannen dann später auch den Bandcontest. Die Band durfte sich also über etwas Gage freuen und nächstes Jahr sind sie dann wieder dabei. Zum Glück steht den Besuchern ebenso wie Bands, Journalisten und natürlich den Helferinnen und Helfern das Becken des Freibads zur Verfügung. Denn Abkühlung war spätestens nach dem Auftritt von All Nine Yards gefragt. Wer auf den klassischen Heavy Metal der 80er und 90er Jahre steht, durfte allerdings nicht zu lange im kühlenden Nass verweilen, denn Hydra's Fate aus Bielefeld spielten auf. Und wie sie aufspielten! Bei deren Auftritt merkte man sofort, dass die fünf Mitglieder von Hydra's Fate sehr viel Bühnenerfahrung haben. Sänger Markus Brand zum Beispiel kennt man auch von der Iron Maiden-Tribute-Band Eddie's Revenge (die waren übrigens 2015 Headliner beim Rock on the Beach). Ein wirklich rundum gelungener Auftritt, der absolut nicht einfach nur routiniert wirkte, sondern vielmehr leidenschaftlich und authentisch. Nach deren Show gestand mir ein Mitglied der Band, dass er jetzt nur noch am Stock gehe. Grund dafür waren die Temperaturen, die gegen Nachmittag zumindest gefühlt ihren Höhepunkt erreichten. Etwas entspannter ging es nach Hydra's Fate auf der Nachbarbühne mit Petty Things weiter. Entspannter allerdings nur, was die Musikrichtung angeht, denn die Gruppe legte ein Engagement an den Tag, welches man nur als vorbildlich beschreiben kann. Jetzt könnte man natürlich sagen „Pop auf'm Metal-Festival? Geht das?“. Oh ja, das geht durchaus. Zumal das Rock on the Beach eigentlich ja vielen Musikrichtungen offen steht. Und wer Pop-Musik und Gesang mit Kopfstimme mag, sollte sich den Namen Petty Things merken. Die nächsten im Line-up waren dann Falling Bricks, die im letzten Jahr den ersten Platz beim Rock on the Beach-Bandcontest belegten und die deshalb 2018 wieder im Aufgebot standen. Ihre Interpretation des Alternative-Rock kam bei den Besucherinnen und Besuchern mehr als sehr gut an. Mittlerweile hat zu diesem Zeitpunkt die Zuschauerzahl etwas zugenommen, ebenso die Temperaturen, Letzere zumindest gefühlt. Wer wie ich keine Badesachen dabei hatte, schaute teils ein wenig bedröppelt in die Runde. Als nächste kamen Symbrid auf der Volksbank-Bühne dran. Deren Bandname ist ein Wortspiel aus „Symbiose“ und „Hybrid“. Wie der Bandname ist auch deren musikalische Ausrichtung eine Kombination, in diesem Fall mehrerer Stilrichtungen, speziell aus Metal, Progressive- und Alternative Rock. Auch hier war das Publikum restlos begeistert. Gegen 17.00 Uhr war dann der Zeitpunkt für Final Error auf der Autohaus Sprungmann-Bühne gekommen. Mit jeder Menge Wut, Energie und Aggression in der Stimme, wie sie für Hardcore und Punk eben üblich sind, gepaart mit Gitarrenriffs aus Metal und Punk, lässt sich der Stil von Final Error nicht einfach in eine Schublade packen. Was aber an diesem Spätnachmittag aber völlig egal war, denn eine solche energiegeladene Show sucht ihresgleichen. Diese Band unbedingt merken! Mit Vizediktator kam dann gegen 18.00 Uhr ein weiteres musikalisches Highlight. Eine Stunde lang begeisterte die Band aus Berlin die Menge mit ihrer Auslegung von Indie, Punk, Pop sowie intelligenten Texten auf deutsch. Irgendwie hätte die Band auch gerne ein wenig später und somit im Line-up mehr in Richtung Headliner auftreten können. Das Zeug dazu hatte sie auf alle Fälle. Zuletzt konnte man Vizediktator noch im Forum Bielefeld sehen. Wer den Auftritt der sympathischen Band verpasst hat, dem sei gesagt: sie kommen wieder nach Ostwestfalen. Am ersten Augustwochenende spielen sie beim Festivalkult und in Porta Westfalica-Veltheim. Anscheinend haben die vier Jungs einen kleinen Narren an dieser Region gefressen. Ist ja auch ganz schön hier! Nach Vizediktator kam dann so ein „Und täglich grüßt das Murmeltier“-Gefühl. Soulbound durften auch mal wieder ran. Wie quasi jedes Jahr. Und wie jedes Jahr legten sie eine mehr als grundsolide Show hin. Auch wenn Soulbound eine gewisse Fanbase haben, tolle Shows hinlegen und in musikalischer Hinsicht ganz gut sind, wäre es doch toll, wenn die Verantwortlichen diesen Slot in Zukunft mal an eine andere Band aus der Region geben. Es gibt im Umkreis unglaublich viele davon, die diese Qualität locker bieten können. Mit Swiss und Die Andern kam dann ein Act, der nun wirklich mal Abwechslung bot. Ein Stilmix aus ein wenig Rage Against The Machine, System of A Down mit jeder Menge Hip-Hop und unglaublich energetischer Bühnenpräsenz und die Fans waren aus dem Häuschen. Fast nahtlos an die Show der Jungs aus Hamburg ging es dann mit Harpyie aus Bad Oeynhausen weiter. Harpyie sind eine feste Größe im Bereich des Folk-Metal. Optisch definitiv ein Highlight, denn Kostümierung und Schminke sind bei dieser Kombo schon auffällig. Was den Sound angeht sind sie auch ein Highlight, wenn denn die Tontechnik richtig mitspielt. An diesem Abend ein kleiner Knackpunkt, den Fans war es aber egal. Nach Harpyie sollte dann eigentlich der Headliner Living Theory, eine Linkin Park-Tribute Band spielen. Das haben sie auch, aber deutlich kürzer als ursprünglich geplant. Da der Drummer der Band kurzfristig durch einen Unfall verhindert war, konnten sie nur ein verkürztes Set spielen. Zwar hat die Band eine adäquate Vertretung aufbieten können, doch in der Kürze der Zeit war ein perfektes Einspielen nicht mehr möglich. Um aber den Zeitplan der Veranstaltung nicht komplett über den Haufen zu werfen und die Fans zu enttäuschen, haben die Verantwortlichen des Rock on the Beach noch schnell Summery Mind verpflichten können. Und die waren dann durchaus nicht einfach nur ein Trostpflaster. 2015 waren Summery Mind schon als Nachmittags-Act bei diesem Ein-Tages-Festival, dieses Jahr dann eben mal deutlich später. Dann aber sollte der Zeitpunkt für Living Theory kommen. Sollte. Denn auch hier verzögerten kleine Probleme mit der Tontechnik den Auftritt. Was dann aber kam, ließ so manche Zuschauerin und Zuschauer erstaunen. Mit Tribute- und Cover-Bands ist das ja immer so eine Sache. Entweder es passt oder es passt überhaupt nicht, ein Mittelding ist da nicht drin. Hier aber passte es! Starke Show, stark gespielt, mehr kann man da nicht zu sagen. Und nach deren Auftritt war dann Schluss. Schade eigentlich, denn wenn es nach mir gegangen wäre, hätte es noch die ganze Nacht weitergehen können. Die mittlerweile 17. Auflage des Rock on the Beach war wieder rundum gelungen. Das Wetter war fantastisch, die Stimmung großartig, die Leute gut gelaunt und was die Bands angeht kann man sich absolut nicht beklagen. Diese wunderbare Veranstaltung braucht sich absolut nicht vor den „großen“ Festivals zu verstecken! Ich persönlich gehe ohnehin viel lieber zu den „kleineren“ Festivals, denn sie sind herzlicher und echter in allen Bereichen. Da kann man mal mit den Bands quatschen, sich mit den freiwilligen Helferinnen und Helfern unterhalten, alles läuft ein wenig stressfreier ab, zumindest gefühlt. Ja, es läuft nicht immer alles perfekt ab. Na und? Aber das machen doch auch solche Veranstaltungen aus, das macht sie sympathisch. Wer allerdings auf perfekt durchgestylte Events gehen möchte, bei denen Modehäuser Filialen betreiben, Speisen, die man in so manchen Städten nicht bekommt, als Verpflegung angeboten werden, Riesenrad und Achterbahnen das Programm abrunden, die Headliner Shows nach Drehbuch abliefern, die man schon mehrere Male exakt genau so gesehen hat, dann bitte, geht hin. Unterstützenswerter finde ich jedenfalls diese Festivals mit familiären Charakter, wobei natürlich jedes einzelne Festival, egal ob groß oder klein, seine Daseinsberechtigung hat.
An dieser Stelle mein obligatorisches Dankeschön an jede einzelne Musikerin und jeden einzelnen Musiker. Ihr habt an diesem Tag alle eine Top-Leistung abgeliefert, was bei den Temperaturen mit Sicherheit nicht immer einfach gewesen ist. Danke auch an die Helferinnen und Helfer vom Rettungsdienst und der DLRG! Das, was ihr da an Ehrenamt leistet kann man nicht genug würdigen. Ein riesengroßes Dankeschön natürlich an das gesamte Orga-Team des Rock on the Beach! Immer nett, immer hilfsbereit und unglaublich engagiert. Auch das kann man nicht genug würdigen. Ich freue mich jetzt schon aufs nächste Jahr!