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Popsalon 2024

Viele Besucher beim Newcomer-Festival

Osnabrück (ml)    Beim diesjährigen Popsalon Festival war es gefühlt voller als sonst. Teilweise gab es sogar einen Einlassstopp in einzelne Clubs. Wieder mal haben nämlich die Veranstalter ein gutes Händchen beim Booking der Musiker gezeigt. Großartige Perlen waren aber auch bei weniger gut besuchten Acts dabei.

Ennio war eine der Überraschungen beim Popsalon Festival. In der Zeit vor dem Festival nochmal richtig bekannt geworden sorgte der Musiker für einen Einlassstopp im Rosenhof. Foto: Julia Rissling

Den Anfang des diesjährigen Popsalon Festivals machten dieses Mal The Notwist mit einem eigens für die Band kreierten vierten Festivaltag. Ein guter Einstieg in das Festival

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für den sich die Besucher zwar extra Tickets kaufen mussten, den sie aber zahlreich besucht haben. Im Rosenhof war es für The Notwist voll. Klar, die Band ist eine der bekanntesten englischsprachigen Indie-Bands, die es in Deutschland gibt.
The Notwist beweisen ihre ganze Spielklasse und legen über mehr als 90 Minuten einen Soundteppich hin, in den sich Songs wie "Exit Strategy to Myself" oder "Pick Up the Phone" super einfügen. International lässt sich das vielleicht noch entfernt mit Death Cab for Cutie oder Archive vergleichen. The Notwist ziehen das Publikum mit diesem Soundteppich definitiv in ihren Bann, sodass die Zeit des Konzerts sehr schnell rumgeht.
Ein gelungener Auftakt in das Popsalon Festival 2024.


Festivalbeginn am Donnerstag mit Team Scheisse

Nachdem es schon am Mittwoch einen gut gefüllten Start im Rosenhof gab, geht es am Donnerstag im Hyde Park mit Team Scheisse weiter. Mit einem Team Scheisse XP Screen als Backdrop vom Beamer kommt die Band auf die Bühne. Auch wenn Team Scheisse viele Texte haben, die nicht ganz so ernst sind, wie "Karstadtdetektiv" oder "Vorratskammer", und diese auch spielen. Gerade in heutigen Zeiten singt die Band auch über ernstzunehmende Themen: "Frank" geht um Rechtextremisten bei der Bundeswehr, oder "FA", der im Zuge der Enthüllungen um das Potsdamer Treffen zahlreicher Rechtextremisten, veröffentlicht wurde.
Die Ernsthaftigkeit lebt die Band übrigens nicht nur in ihren politischen Songs. Auch auf ihren Konzerten gilt: T-Shirts bleiben an, speziell im Moshpit und beim Crowdsurfen. Es sollen sich alle wohl fühlen. Belästigung ist, wenn sich jemand belästigt fühlt. Es sollen alle eine tolle Party haben.

In der Innenstadt spielt im Haus der Jugend auch vor vielen Besuchern, der Newcomer Brunke. Der junge Musiker legt einen sehr poppigen Auftritt hin. Dabei aber nicht mit Musik von Band, sondern mit Gitarre, Synthies und Schlagzeug auf der Bühne.


Am Freitag gibt es lange Schlangen

Der dritte Festivaltag stand im Zeichen von langen Schlangen vor manchen Clubs. Teilweise gab es Einlassstopps. So zum Beispiel bei Ennio im Rosenhof, der dort sein junges Publikum begeisterte. Die Menschen stapelten sich vor dem Club, während drinnen der gerade mal 24-jährige Ennio seine Fans mit poppigen eher emotionalen Songs begeisterte. Anschließend betrat der Newcomer JAS die Bühne.

Auch bei nothhingspecial im Haus der Jugend war es gut gefüllt, auch wenn es hier nicht zu einem Einlassstopp kam. Die Musikerinnen auf der Bühne konnten das alternativere Publikum hier allerdings auch gut überzeugen. Kurz gewechselt in die Lagerhalle konnte man noch ein paar Klänge von Martin Kohlstedt mitbekommen, der mit Minimal und einer krassen Lichtshow mit sehr viel Lasereinsatz sein Publikum in eine Traumwelt geholt hat. Auch hier bildete sich langsam eine Schlange bis zur Straße. Diese allerdings für Berq, die danach auftreten sollten.

Zurück im Haus der Jugend ist nur wenig Publikum vorhanden. Schade eigentlich, denn hier spielt Tex Drieschner. Viele kennen ihn durch sein Format TV Noir. Aber auch als Musiker ist er unterwegs. Mit "Juli", nach diesem Song benannte sich übrigens die Band Juli, beginnt er sein Set und leider leert sich der Saal über sein Konzert zunehmend. Denn auch viele Erzählungen bringt er mit. Durch TV Noir lernte Tex zum Beispiel auch Alin Coen kennen, mit der er zum Beispiel den Song "Haut" aufnahm. Und da Alin Coen nicht in Osnabrück ist, wird ihr Part samt Video von Band eingespielt.
Während Tex am Anfang noch zur Ruhe speziell zwischen den Songs mahnen musste, viele im Publikum haben miteinander geredet, wurde das Konzert mit zunehmendem Fortschritt und damit leider auch zunehmend weniger Publikum immer intimer. Zur Zugabe kam Tex dann uneingestöpselt runter ins Publikum. Das hatte am Ende schon etwas von Lagerfeuerromantik.


Adam Angst zum Festivalabschluss

Wenn ihr Adam Angst sucht, dann liegen sie unter ihrem Fenster oder stehen gerade irgendwo auf der Bühne. So war es am Samstagabend im Rosenhof beim Popsalonfestival. Ihre Texte sind zumeist, so wie es von Punkrock jedenfalls zu erwarten ist, politisch antifaschistisch geprägt. Die Stimmung war ausgeprägt gut und die Besucher waren tanzwütig.

Dem Popsalon Festival kann man sichtlich beim Wachsen zusehen. Schon immer hatten die Veranstalter ein glückliches Händchen beim Buchen der Bands. Dass es aber zu Einlassstopps kommt war in der Anfangszeit noch nicht so. Viele Musiker waren, als sie gebucht worden sind, noch nicht so berühmt wie jetzt. Ennio zum Beispiel, der beim Popsalon im Rosenhof vor 1.000 Besuchern auftrat wird im November im Palladium in Köln auftreten. Kapazität: 4.000 Besucher.

Dennoch muss man das Popsalon Festival als Newcomer-Festival begreifen, so wie zum Beispiel das Reeperbahn Festival. Das Popsalon ist viel mehr als eine reine Musikveranstaltung. Es hat was von Messe. Welche Bands werden morgen morgen in sein? Und insofern lohnt es sich immer hier nicht nur seine Anker-Acts zu verfolgen, sondern auch mal den Blick über den Tellerrand zu werfen. Oftmals wird man positiv überrascht.

von Marcel Linke und Julia Rissling


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